Tag 49 von 100 - 09.09.2020

Rote-Jäger-Spiel: FC Bayern München - Rote Jäger 1:1

26. März 1944, München (Dante-Stadion), 8.000-10.000 Zuschauer

Fotos: Eric Lindon, Luxemburger Wort vom 27.03.1944
Fotos: Eric Lindon, Luxemburger Wort vom 27.03.1944

Mit der süffisanten Überschrift "Rote Jäger jagten Bälle, aber keine Tore", kommentierte der Kicker (04.04.1944) das Gastspiel des Geschwader-Ensembles "Rote Jäger" gegen den FC Bayern München am 26. März 1944. Im Münchner Dante-Stadion kamen die Kicker von Oberstleutnant Hermann Graf dabei nicht über ein 1:1 Unentschieden hinaus. Für die Münchner Bayern, die sich als Meister der Gauliga Südbayern die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gesichert hatten, ein achtbares Ergebnis. Immerhin waren die "Roten Jäger" bis dahin in bislang 34 Spielen bereits 30 Mal als Sieger vom Platz gegangen. Die Jäger-Elf glänzte in der Anfangsphase zwar spielerisch, doch beide Mannschaften hatten mit dem von Dauerregen durchnässten Boden ihre liebe Mühe. Dennoch war die spielerische Überlegenheit der Jäger sichtbar, die auch nach Darstellung des Kicker "Ball und Gegner jagten", aber wohl auch immer wieder an der an diesem Tag disziplinierten Münchner Defensive scheiterten. Vor allem Fritz Walter bestach als Dreh- und Angelpunkt und glänzte mit seinen Ideen und seiner Ballbehandlung. Es waren die Hausherren, die noch im ersten Durchgang durch einen von Hermann Lindemann verwandelten Strafstoß in Führung gingen. Das knappe 1:0 hielt auch bis kurz vor Ende der Partie. Dann zeigte der Unparteiische erneut auf den Punkt. Franz Hanreiter legte sich für die "Roten Jäger" den Ball zurecht, scheiterte zunächst am Münchner Keeper, ehe Pepperl im Nachschuss den Ausgleich markierte.

 

Obwohl das Ergebnis für die Jäger eher schmeichelhaft war, waren die Bayern beim Abendessen beider Mannschaften im Bürgerbräukeller voller Lob für die spielerische Klasse ihres Gegners vom Nachmittag. Nicht nur das, der Münchner Club zeigte sich auch spendabel und schenkte dem Jagdgeschwader satte 5.000 Liter Bier, was umgerechnet etwa zwei Liter pro Kopf bedeutete. Da ein Teil des Geschwaders in Dänemark und Norwegen stationiert war, sollte deren Bier-Anteil per Flugzeug dorthin transportiert werden. Fritz Walter beschreibt die dann folgende Begebenheit in seinem Buch "11 Rote Jäger" aus Erzählungen seiner Kameraden, da er bereits in Luxemburg bei einem DFB-Kurzlehrgang weilte. Noch vor dem Abflug geriet die bereits beladene Maschine bei einem Luftangriff in Brand. Das gesamte Bodenpersonal bemühte sich, das Lastenflugzeug zu löschen und die kostbare Bier-Fracht zu retten. Auf die Frage des Commodore nach dem Angriff, warum man nicht versucht habe auch die beiden davorstehenden in Brand geschossenen Jagdflugzeuge zu retten, wurde ihm entgegnet, "Messerschmidts kriegen wir schon wieder, Münchner Bier aber nicht!"

 

mg

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