Tag 98 von 100 - 28.10.2020

Weltmeisterschaft 1958 - Halbfinale: Deutschland - Schweden 1:3

24. Juni 1958, Göteborg (Nya-Ullevi-Stadion), 49.471 Zuschauer

 

Fotos: Eric Lindon, RPZ vom 25.06.1958
Fotos: Eric Lindon, RPZ vom 25.06.1958

Halbfinale der WM 1958! Hier wartete also Gastgeber Schweden, vorab eher als Turnier-Außenseiter gehandelt. Qualität hatten sie, die Männer aus Nordeuropa. Einige der Schweden spielten seit Jahren in der italienischen Serie A, was damals eher ungewöhnlich war. Die Halbfinalpartie, die am 24. Juni 1958 in Göteborg angepfiffen wurde, ging dann als "Schlacht von Göteborg" in die Geschichte ein und erhitzt Fußballgemüter bis heute. Sie wurde auch für Fritz Walter eines seiner bittersten Spiele überhaupt. In mehrfacher Hinsicht. Projektionsfläche bis heute, der ungarische Schiedsrichter István Zsolt, einige Akteure im schwedischen Dress und die schwedischen Fans im Stadion.

 

Die Schweden machten vom Anpfiff weg Druck. Doch mitten in die schwedische Drangphase markierte Hans Schäfer in der 23. Minute das 1:0 für Deutschland. Die deutsche Mannschaft beherrschte das Spiel zwar nun zunehmend, doch bald sollte das Drama seinen Lauf nehmen. Zunächst verweigerte der Referee den Deutschen einen klaren Foulelfmeter und wenig später blieb ein eindeutiges Handspiel von Nils Liedholm ungeahndet. Eine späte Rache für die Schmach von 1954? Kurz darauf kamen die Schweden durch Lennart Skoglund zum 1:1 Ausgleich, was gleichzeitig das Halbzeitergebnis war. In Halbzeit zwei schien der Hexenkessel zu bersten, in dem schon eine Stunde vor Anpfiff sechs mit Mikrofonen bewaffnete Einpeitscher auf den Tartanbahnen immer wieder das stampfende Stakkato "Heja, heja, heja, heja!" aus 50.000 schwedischen Kehlen anheizten. In der 58. Minute ein Tritt des schwedischen Angreifers Kurt Hamrin gegen den deutschen Verteidiger Erich Juskowiak. Der Getretene revanchierte sich ebenfalls mit einem Tritt und flog vom Platz, während der Schwede unbestraft blieb! Nur 15 Minuten später ein rüdes Foul von Sigvard Parling an Fritz Walter, der schwer am Knöchel verletzt wurde. Auswechslungen gab es damals noch nicht und so biss Fritz Walter die Zähne zusammen, kehrte humpelnd zurück, agierte aber fortan eher als passiver Statist auf der rechten Außenbahn. Der seit 1954 legendäre Rundfunkreporter Herbert Zimmermann soll in seiner Reportage konstatiert haben: "Das wird ja ein Cannae hier!" Nach dieser doppelten Schwächung konnte die deutsche Mannschaft nicht mehr verhindern, dass die Schweden durch Gunnar Gren und Kurt Hamrin in den Schlussminuten noch zwei Tore erzielten. Am Ende blieb es bei einer 1:3 Niederlage für Deutschland. Im Finale unterlag Schweden gegen Brasilien mit 2:5, womit gleichzeitig der Stern des erst 17-jährigen Pelé aufgegangen war. Deutschland verlor das Spiel um Platz drei gegen Frankreich mit 3:6, wobei Sepp Herberger mit einer auf mehreren Positionen veränderten Startelf beginnen musste. Auch Fritz Walter fehlte verletzungsbedingt. Er erholte sich auch nie mehr von seiner Knöchelverletzung aus dem Halbfinale. Das Spiel gegen Schweden war  gleichzeitig sein letztes Spiel im Trikot der deutschen Nationalmannschaft.

 

mg

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