Foto: Archiv Eric Lindon
Foto: Archiv Eric Lindon

"Abends haben sie mir gesagt, ich sei jetzt beim FCK"

Der ehemalige FCK-Stürmer Winfried Richter wird heute 80 Jahre alt

19.01.2021

 

Der im pfälzischen Geiselberg geborene Winfried Richter begann als kleiner Bub im örtlichen Sportverein, dem FV Geiselberg, mit dem Fußballspielen. Schon in jungen Jahren war seine Leidenschaft der Torerfolg. So wundert es nicht, dass seine Lieblingsposition vorne im Sturm zu verorten war. 1959 wurde er auf Betreiben von FCK-Trainer Richard Schneider zu einem Probetraining eingeladen. So wechselte er zum FCK und spielte von 1959 bis 1965 sowie von 1969 bis 1975 für die Roten Teufel vom Betzenberg. Heute wird Winfried Richter 80 Jahre alt.

 

Auch im hohen Alter ist ihm Bewegung wichtig und so unternimmt Winfried Richter noch heute täglich meist zwei kleine Spaziergänge in und rund um seinen Heimatort Geiselberg. Soweit seine Kondition es zulässt, denn seit Jahren leidet er an einer Lungenkrankheit, die ihn heute arg einschränkt. Es war glückliche Fügung, dass der FCK bei einem Spiel zweier B-Jugend-Auswahlmannschaften des SWFV in Hauenstein auf den jungen Stürmer aufmerksam wurde. Der damalige FCK-Trainer Richard Schneider hatte die Partie genutzt, um für die Verjüngung seiner Mannschaft nach aussichtsreichen Kandidaten Ausschau zu halten. "Der hat dann mit meinen Eltern gesprochen, wobei ich gar nicht wusste worum es eigentlich ging. Abends haben sie mir gesagt, ich sei jetzt beim FCK", kommentierte der Jubilar beim heutigen Überbringen von Geburtstagsglückwünschen am Telefon nüchtern seinen Weg auf den Betzenberg.

 

Winfried Richter debütierte zu Beginn der Saison 1959/60 im Oberliga-Kader des 1. FC Kaiserslautern. Es war die erste Spielzeit nach der Ära Fritz Walters, der im Juni sein Abschiedsspiel auf dem Lauterer Betzenberg bestritten hatte. Trainer Richard Schneider hatte ein glückliches Händchen bei der gebotenen Verjüngungskur in den eigenen Reihen. Neben Winfried Richter wurden auch noch Jürgen Neumann, Dieter Pulter, Wolfgang Schnarr und Dieter Schönborn in den Oberligakader aufgenommen. Eine neue "goldene" Jugend beim 1. FC Kaiserslautern. Winfried Richter lief bereits am ersten Oberligaspieltag, am 16. August 1959, bei einem Auswärtsspiel gegen Eintracht Kreuznach auf. Der damals 18-Jährige erlebte mit seinen Mannschaftskameraden eine 0:1-Niederlage bei den Blau-Weißen vom Nahetal. Eine essentielle Erfahrung, dass der Übergang vom Jugend-Spieler in die 1.Mannschaft ihm noch viel Fleiß und Arbeit abverlangen würde. Am Saisonende belegte der FCK Rang fünf und der junge Angreifer hatte in 22 Oberligaeinsätzen immerhin neun Tore erzielt! Der erste überregionale Erfolg stellte sich im DFB-Pokal des Jahres 1961 ein, als Winfried Richter mit den Roten Teufeln ins DFB-Pokalfinale am 13. September in Gelsenkirchen gegen Werder Bremen einzog. Der letzte verbliebene 1954er-Weltmeister Werner Liebrich konnte im Verbund mit Torhüter Wolfgang Schnarr, Gerd Schneider, Dieter Pulter, Manfred Feldmüller und eben Winfried Richter den 2:0-Erfolg der Kicker von der Weser jedoch nicht verhindern.

 

Den größten Erfolg feierte Winfried Richter mit dem FCK beim Gewinn der Oberliga-Meisterschaft in der Saison 1962/63. Seine dabei erzielten 27 Treffer waren wesentlicher Garant für das Erreichen des Titels, der damit verbundenen Teilnahme an der Endrunde um die deutsche Meisterschaft 1963 und der Aufnahme in die neue Fußball-Bundesliga zur Saison 1963/64. In der Torschützenliste im Südwesten hatte er 1963 hinter Dieter Krafczyk vom 1. FC Saarbrücken (29 Tore) den zweiten Rang vor dem Routinier Friedel Trapp (VfR Frankenthal) mit 24 Treffern belegt. Bis zur Gründung der Bundesliga bestritt Winfried Richter 106 Oberligaspiele mit insgesamt 57 Treffern! Von 1963 bis 1965 war er als Bundesligaspieler für den FCK aktiv, wobei die Mannschaft sich meist im unteren Tabellenbereich wiederfand und auch Winfried Richter weniger Torerfolge als in Oberligazeiten gelangen. Am ersten Spieltag der neu gegründeten Bundesliga erreichte der FCK mit seinem pfeilschnellen Mittelstürmer Winfried Richter und dem neuen Star Jacobus Prins ein 1:1-Auswärtsremis bei Eintracht Frankfurt. Am dritten Spieltag, am 7. September, konnte sich Winfried Richter erstmals bei einem 2:2-Auswärtsremis bei Hertha BSC als Bundesligatorschütze auszeichnen.

Foto: Der Betze brennt
Foto: Der Betze brennt

1965 wechselte er dann zum 1. FC Saarbrücken in die zweitklassige Regionalliga Südwest. Mit Manfred Berz, Emil Poklitar, Karl-Heinz Vogt und anderen sorgte er für die Tore, die zweimalige Vizemeisterschaft und das Erreichen der Aufstiegsrunde zur Bundesliga 1966 und 1967. Beide Male gelang jedoch der Aufstieg nicht und Winfried Richter nahm 1967 nach insgesamt 56 Regionalligaeinsätzen mit 31 Pflichtspieltoren für den FCS, Abschied aus Saarbrücken und wechselte in die Schweiz zum FC Luzern. Dort blieb er zwei Jahre. Nach dem Abstieg des FC in die 2. Liga am Ende der Saison 1968/69 beendete er sein Gastspiel bei den Eidgenossen und wechselte zurück zum 1. FC Kaiserslautern in die Bundesliga.

 

Doch auch seine zweite Zeit am Betzenberg endete bereits nach zwei Jahren und insgesamt nur 16 Spielen (zwei Tore). Am 16. Spieltag der Saison 1970/71, am 28. November 1970, zog er sich bei einem Auswärtsspiel beim MSV Duisburg bei einem Pressschlag einen Bruch des Schien- und Wadenbeines zu und beendete nach Saisonende seine Profikarriere. Er wechselte zusammen mit seinem damaligen Lautrer Mannschaftskameraden Dieter Krafczyk nach Kirchenbollenbach zum dortigen Amateurklub und ließ seine Karriere im Amateurbereich ausklingen. Für den FCK absolvierte er als aktiver Spieler immerhin 194 Pflichtspiele, davon 71 in der Bundesliga und erzielte dabei insgesamt 74 Tore. Aber auch damit nicht genug. Er blieb im Herzen und im Geiste stets dem FCK verbunden und kickte nach seiner aktiven Karriere noch 40 Jahre lang für die FCK-Traditionsmannschaft. "Ich däät heit noch Fußball spiele, awwer die Lung macht nimmie mit", denkt der sonst rüstige Jubilar auch heute noch an die vielen Begegnungen im Kreise seiner ehemaligen Kameraden bei der Traditionsmannschaft zurück.

 

Ein Herzenswunsch wäre es ihm, noch einmal ein FCK-Heimspiel im Fritz-Walter-Stadion am Betzenberg miterleben zu können. Wenn die Pandemie abgeklungen und der Fußball wieder einen Weg zurück in die Normalität gefunden habe. Wobei ihn die aktuelle sportliche Situation des FCK schon sehr mitnimmt. Es fehle vor allem am sichtbaren und spürbaren Willen, ein Spiel unbedingt gewinnen zu wollen, nimmt der Jubilar seine fußballerischen "Enkel" in die Pflicht. In der Tat würde dem FCK ein Stürmer der Prägung eines Winfried Richter heute gut zu Gesicht stehen. Der zielstrebige und zielsichere Angreifer von einst betont noch einmal, dass es sich immer lohne zu kämpfen, auch in schwierigen Situationen. Die scheint er am Nachmittag seines Jubeltages auch grade zu durchleben, denn vor lauter Telefonaten, fällt ihm irgendwann auf, "ich han heit noch gar nix g‘ess"! Das gesamte Team des FCK-Museums gratuliert noch einmal aufs Herzlichste zum 80. Geburtstag!

 

mg

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