Saison 1981/82 (Foto; Archiv Thomas Butz)
Saison 1981/82 (Foto; Archiv Thomas Butz)

Arbeitstier und fleißige Biene

Heute wird Norbert Eilenfeldt 65 Jahre

17.02.2021

 

Fast hätte der DSC Arminia Bielefeld am vergangenen Montag den erst zweiten Auswärtssieg seiner Vereinsgeschichte gegen den FC Bayern München eingefahren. Nach 0:2 zur Pause und 1:3 im zweiten Durchgang, hieß es am Ende doch noch 3:3 und die Arminia musste sich mit einem Punkt begnügen. So bleibt es in der Chronik der Bielefelder bei nur einem Auswärtssieg in München. In der Saison 1978/79 demontierte die Arminia den FC Bayern im heimischen Olympiastadion. Norbert Eilenfeldt avancierte mit einem Doppelpack zum Matchwinner. Zwei Jahre nach dem Triumph wechselte Norbert Eilenfeldt zum FCK an den Lauterer Betzenberg. Fünf Jahre lang trug er das Trikot der Roten Teufel und absolvierte für den FCK 127 Partien in der Bundesliga. Heute wird Norbert Eilenfeldt 65 Jahre alt.

 

Geboren wurde der spätere Mittelfeldmann mit Torinstinkt in Gelsenkirchen, aufgewachsen ist er in Essen, wo er beim Statteilverein TSG Karnap 07 als Knirps erstmals an den Ball trat. Als 14-jähriger kam er dann zur Jugendabteilung von Rot-Weiß Essen und nach dem Ende seiner Jugendzeit zum 1. FC Mülheim, der sich gerade für die neu geschaffene 2. Bundesliga Nord qualifiziert hatte. Dort feierte Norbert Eilenfeldt am 4. August 1974 gegen den VfL Osnabrück sein Profidebüt und erzielte am fünften Spieltag der gleichen Saison gegen die DJK Gütersloh seinen ersten Zweitligatreffer. In Mülheim erkämpfte er sich sofort einen Stammplatz im Mittelfeld, wobei die Mannschaft in jenen Jahren nie über den Abstiegskampf hinauskam und am Ende der Saison 1975/76 als Siebzehnter der Tabelle abstieg.

 

Zum Beginn der Spielzeit 1976/77 wechselte Norbert Eilenfeldt zum Ligakonkurrenten Arminia Bielefeld. Unter dem neuen Trainer Karl-Heinz Feldkamp verpassten die Arminen nach einer starken Saison als Tabellenzweiter in der Relegation gegen den TSV 1860 München den Aufstieg denkbar knapp. Doch in der darauffolgenden Spielzeit sicherten sich die Bielefelder mit einem Punkt Vorsprung die Meisterschaft der 2. Bundesliga Nord und den Aufstieg in die Bundesliga. Immerhin 16 Tore steuerte Norbert Eilenfeldt zu diesem Erfolg bei und war damit erstmals vereinsintern erfolgreichster DSC-Torschütze. Sein Debüt in der Bundesliga hatte er am 11. August 1978 beim Gastspiel der Arminia beim MSV Duisburg. Eine Woche später gelang ihm beim 3:2-Sieg über den FC Schalke 04 der erste Bundesliga-Treffer. Höhepunkt der Bundesliga-Saison 1978/79 war das Gastspiel der Arminia beim FC Bayern München am 10. März 1979. Zwei Tore steuerte Norbert Eilenfeldt zum sensationellen 4:0-Auswärtssieg der Bielefelder bei. Die Partie ging als das "Bayernspiel" in die Vereinsgeschichte ein. Am selben Abend wurde Eilenfeldt als erster Spieler der Arminia überhaupt in das Aktuelle Sportstudio im ZDF eingeladen. Für die Arminia begann nach dem denkwürdigen Spiel jedoch eine sportliche Talfahrt, die am Saisonende mit dem Abstieg endete. Es gelang der direkte Wiederaufstieg, wobei Norbert Eilenfeldt in jener Zweitligasaison 30 Tore erzielte!

 

In der Bundesliga-Saison 1980/81 kämpfte Arminia wieder gegen den Abstieg. Beim 4:1-Sieg der Bielefelder gegen den Karlsruher SC gelang Norbert Eilenfeldt ein sehenswerter Treffer, der schließlich zum Tor des Monats gewählt wurde. Am 30. Spieltag stand eine vorentscheidende Partie der Bielefelder gegen den TSV 1860 München an. Ein Sieg war Pflicht, um den Klassenerhalt zu schaffen. Arminia lag auf der Alm bereits mit 1:2 zurück, als fünf Minuten vor Abpfiff der Ausgleich gelang. In der Nachspielzeit kam der Ball in den Strafraum. Norbert Eilenfeldt lief zum kurzen Pfosten, traf den Ball und erzielte den Siegtreffer. Am Saisonende gelang der Klassenerhalt.

Saison 1984/85 (Foto: Archiv Thomas Butz)
Saison 1984/85 (Foto: Archiv Thomas Butz)

Zur Saison 1981/82 wechselte Norbert Eilenfeldt zum 1. FC Kaiserslautern, wo er ebenfalls fünf Spielzeiten lang unter Vertrag stand. Seine erste Saison auf dem "Betze" war seine erfolgreichste. Unter dem damaligen FCK-Trainer Karl-Heinz Feldkamp absolvierte er alle 34 Bundesligaspiele. An der Seite von Hannes Bongartz, Hans-Peter Briegel und Friedhelm Funkel trug der nur 1,72 Meter große Mittelfeldmann, den seine Mitspieler meist nur "Eile" nannten, mit acht Toren dazu bei, dass der FCK am Saisonende den vierten Platz belegte. Den Spitznamen "Eile" hatte er sich übrigens redlich verdient, denn auf dem Platz war er stets der personifizierte schnelle Wirbelwind, ein Arbeitstier, das sich im Spiel und im Training stets als Fleißbiene zeigte. Als Karriere-Höhepunkt, neben den Arminen-Siegen gegen Bayern München und der Partie gegen die Münchner Löwen, bezeichnete Norbert Eilenfeldt jüngst in einem Interview "ganz klar die beiden Partien des FCK gegen Real Madrid im UEFA-Cup", wodurch die Roten Teufel das Halbfinale erreicht hatten. In jener UEFA-Cup-Runde erzielte er drei Tore, zwei davon gegen die Madrilenen. Der FCK hatte sich zunächst gegen Akademik Sofia, Spartak Moskau und den SC Lokeren durchgesetzt, bevor im Viertelfinale mit Real Madrid ein Hammer-Los auf die FCK-Kicker wartete. Im Hinspiel traf Norbert Eilenfeldt per Strafstoß zum 1:3-Endstand aus Lauterer Sicht. Beim Rückspiel steuerte er beim legendären 5:0-Sieg seiner Mannschaft einen Treffer bei. Im Halbfinale scheiterte der FCK nach einem Remis am Betzenberg und einer umstrittenen 2:1-Niederlage im Rückspiel an IFK Göteborg.

 

Der FCK erreichte im UEFA-Pokal 1982/83 noch einmal das Viertelfinale und schaltete auf dem Weg namhafte Clubs wie den SSC Neapel und den FC Valencia aus, scheiterte dann aber aufgrund der Auswärtstorregel am FC Universitatea Craiova. In der Bundesliga rutschten die Roten Teufel jedoch ins Mittelfeld der Tabelle zurück. Während der Saison 1984/1985 ging für Eilenfeldt ein "Traum" in Erfüllung. Zur Rückrunde wurde er im Dezember 1984 an den FC Schalke 04 ausgeliehen. Hier spielte er mit dem jungen Olaf Thon und dem ehemaligen Nationalspieler Bernard Dietz in einer Mannschaft. Er wäre gerne in Gelsenkirchen geblieben, doch beim FCK wurde im Sommer 1985 sein ehemaliger Mitspieler Hannes Bongartz Trainer, der auf eine Rückkehr an den Betzenberg bestand und so kehrte Norbert Eilenfeldt für ein weiteres Jahr in die Pfalz zurück. Beim FCK kam er zwischen 1981 und 1986 auf 153 Pflichtspiele in denen er insgesamt 31 Tore erzielte. Dabei trug er immerhin 127 Mal (25 Tore) in der Bundesliga das Trikot der Roten Teufel, stand in 20 UEFA-Cup-Spielen (5 Tore) und 6 DFB-Pokalspielen (1 Tor) für den FCK auf dem Platz.

 

Im Sommer 1986 ging es für Norbert Eilenfeldt zurück auf die Bielefelder Alm, wo die Arminia ein Jahr zuvor in die 2. Bundesliga abgestiegen war. Norbert Eilenfeldt übernahm das Amt des Kapitäns einer Mannschaft, die in der Saison 1986/87 durch großes Verletzungspech immer weiter dezimiert wurde. Teilweise musste Torhüter Wolfgang Kneib als Stürmer auflaufen. Nach einem neunten Platz in der Saison 1986/87 folgte in der darauffolgenden Spielzeit 1987/88 der Abstieg als Tabellenletzter. Verletzungsbedingt fehlte Norbert Eilenfeldt für lange Zeit. Am 29. Mai 1988 absolvierte er bei der 0:2-Niederlage bei der SpVgg Bayreuth das letzte Spiel seiner Karriere, die er wegen eines Knorpelschadens beenden musste. Dennoch blieb er der Arminia erhalten und arbeitete als Trainer im Jugendbereich. Im Jahre 1992 wurde er beim SC Verl in der damals drittklassigen Oberliga Westfalen Co-Trainer von Bernard Dietz. Bis 2008 war Norbert Eilenfeldt noch als Jugendtrainer beim SC Verl. Danach arbeitete er noch als Nachwuchstrainer bei der Spvg Steinhagen und dem TuS 08 Senne I. Später beendete er seine Trainerkarriere, da er nicht mehr das nötige Feuer habe.

 

Vereinsübergreifend und über alle Wettbewerbe hinweg absolvierte Norbert Eilenfeldt in seiner Spielerkarriere sagenhafte 483 Pflichtspiele und erzielte dabei 118 Tore. Darunter waren 212 Bundesligaspiele, in denen er 47 Tore erzielte. In der Zweiten Liga kam er auf 232 Einsätze und 63 Treffer. Über 30 Jahre lang hielt Norbert Eilenfeldt bei Arminia Bielefeld mit 59 Treffern den Vereinsrekord für die meisten Tore in der 2. Bundesliga. Fabian Klos knackte diese Marke, als er im August 2019 sein 60. Zweitligator für den DSC erzielte. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens von Arminia Bielefeld im Jahre 2005 wurde Norbert Eilenfeldt in die "Jahrhundert-Elf" des Vereins gewählt. Norbert Eilenfeldt lebt heute in Steinhagen nahe Bielefeld und ist seit dem 31. Dezember 2019 Rentner. Mit Arminia Bielefeld ist er noch heute eng verbunden und dort Vereinsmitglied. "Mein Herz schlägt zuerst für Arminia, dann für Kaiserslautern", unterstrich die als stiller Held bezeichnete Arminen-Legende kürzlich noch einmal. Zu seinem heutigen 65. Geburtstag gratuliert auch das gesamte FCK-Museumsteam von Herzen.

 

mg

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