Ansichtskarte 1907 (Archiv: Eric Lindon)
Ansichtskarte 1907 (Archiv: Eric Lindon)

Radrennbahn und Fußballarena

Heute vor 115 Jahren wurde der Fußballplatz im Barbarossapark eingeweiht

18.02.2021

 

Der FCK beziehungsweise seine Vorgänger-vereine waren erst ab 1920 auf dem bis heute als Fußball-Sportstätte bekannten Betzenberg und seinem über Jahrzehnte dort gewachsenen Stadion zuhause. Bevor im Jahre 1920 die neue Spielstätte auf dem von felsigem Untergrund getragenen Hügel am Südrand der Stadt für uns alle zur Heimat wurde, kickten die Fußball-Enthusiasten der ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts auf ganz unterschiedlichen Plätzen im heutigen Stadtgebiet. Die meisten davon sind heute auch gar nicht mehr existent. Bisweilen erinnern bestenfalls noch schemenhaft erkennbare Konturen oder Rudimente in Luftbildern an frühere Sportanlagen. Eine durchaus als Kuriosität zu bezeichnende Sportstätte war der Sportpark Barbarossapark im nordöstlich gelegenen Stadtteil Eselsfürth, an der Gemarkungsgrenze zu Mehlingen. Der dortige Sportplatz wurde genau heute vor 115 Jahren eingeweiht.

 

Im Juni 1893 erlebten die Radsportfreunde Kaiserslauterns einen großen Tag. In Anwesenheit seiner königlichen Hoheit, des radsportbegeisterten Prinzregenten Luitpold, wurde die Velociped-Rennbahn "Barbarossapark" Eselsfürth eingeweiht. Damit erfüllte sich der Wunsch einer Gruppe von Radsportenthusiasten, die am 6. Juli 1892, einen unabhängigen Radfahrverein gegründet und die Errichtung einer Radrennbahn mit einer überdachten Tribüne beschlossen hatten. Die Annexe Eselsfürth liegt am nordöstlichen Rand Kaiserslauterns, etwa fünf Kilometer von der Innenstadt entfernt. Unmittelbar neben der Rennbahn existierte eine Eisenbahnhaltestelle und erleichterte den besten Radfahrern aus ganz Europa die Anreise zu den Wettrennen. Jedes Jahr fanden zwei große internationale Wettfahrten statt, bis die FRVgg im Jahre 1901 in die Insolvenz geriet. Im September 1904 und in den Folgejahren veranstaltete der 1903 gegründete Verband "Pfälzische Vereine für Bewegungsspiele" erstmals "Olympische Spiele". Gastgeber dieses Leichtathletik-Ereignisses war der "Fußballclub 1901 Palatia Kaiserslautern", ein Vorgängerverein unseres heutigen 1. FC Kaiserslautern.

Kaiserslauterer Stadtanzeiger, No. 40, 16.02.1906 (Quelle/Foto: Stadtarchiv Kaiserslautern/Eric Lindon)
Kaiserslauterer Stadtanzeiger, No. 40, 16.02.1906 (Quelle/Foto: Stadtarchiv Kaiserslautern/Eric Lindon)

Im Dezember 1906 pachtete der FC Palatia von der Familie Flockerzie die gesamte Rennbahn-Anlage und begann damit die Innenraumfläche der Bahnanlage in einen für damalige Verhältnisse modernen Sportplatz umzuwandeln. Mit einem Fußballspiel des "FC Bavaria 1902"gegen den "FK Union Mannheim" in der Endrunde des Süddeutschen Fußballverbandes begann 1906 die Nutzung der Radrennbahn auch als Fußballplatz. Im damaligen Kaiserslauterer Stadtanzeiger wurden die ersten offiziellen dort ausgetragenen Fußballspiele für den 18. Februar 1906 wie folgt vorab angekündigt: "Nachdem der Fußballklub "Palatia" die Rennbahn Eselsfürth nunmehr in einen modernen Sportplatz umgewandelt hat, wird dieser am kommenden Sonntag, 18. Februar, eröffnet werden. Es finden an diesem Tage zwei interessante Wettkämpfe um die Verbandsmeisterschaft des Verbandes süddeutscher Fußballvereine statt und zwar zwischen Fußball-Klub "Bavaria" Kaiserslautern gegen Fußball-Klub "Union" Mannheim und Fußball-Klub "Pfalz" Ludwigshafen gegen Fußball-Klub "Victoria" Mannheim. Da sämtlichen vier Mannschaften ein sehr guter Ruf vorausgeht, so darf man mit Recht auf den Ausgang dieser Wettspiele gespannt sein".

Stadtanzeiger Kaiserslautern, No. 45, 22.02.1906 (Quelle/Foto: Stadtarchiv Kaiserslautern/Eric Lindon)
Stadtanzeiger Kaiserslautern, No. 45, 22.02.1906 (Quelle/Foto: Stadtarchiv Kaiserslautern/Eric Lindon)

Der Stadtanzeiger wusste in der Woche nach dem fußballerischen Wettstreit auch zu berichten, dass die Begegnung gegen die Kicker aus der Kurpfalzmetropole durchaus hart aber dennoch fair geführt wurde. Immerhin traten die Bavaria-Kicker aus der Barbarossastadt, die drei Jahre später mit Palatia und dem FC 1900 Kaiserlautern zum FVK fusionieren sollten, gegen den süddeutschen Meister des Vorjahres an. Die Lauterer Fußballer verkauften ihre Haut so teuer wie möglich. Immerhin vier Tore markierte Bavaria gegen den Favoriten aus Mannheim, musste seinerseits aber auch sechs gegnerische Treffer einstecken. Über die genaue Zuschauerzahl an jenem 18. Februar geben die Chroniken nur vage Auskunft. Zu lesen ist unter anderem lediglich, dass die "zahlreich erschienenen Zuschauer" wohl recht zufrieden den Heimweg angetreten hatten.

Lage gestern und heute; Collage Screenshot GoogleMaps und Stadtkarte von 1908 (Quelle/Foto: Stadtarchiv Kaiserslautern/M. Gehring)
Lage gestern und heute; Collage Screenshot GoogleMaps und Stadtkarte von 1908 (Quelle/Foto: Stadtarchiv Kaiserslautern/M. Gehring)

Alle Verbandsspiele der 1. Klasse fanden fortan auf diesem Gelände statt. Ab dem 1. Januar 1920 fungierte die Spielvereinigung Kaiserslautern (ab April 1920 als VfR Kaiserslautern bekannt) als Pächter, ehe 1924 ein neuer Pächter die Bahn für Motorsport- und Radrennen erneut umgestaltete. Unterklassige Mannschaften trugen hier weiterhin ihre Spiele aus. Erst nachdem der "Radrennklub Mars 08" die Bahn übernommen und eine Fußballabteilung als "FC Rot-Weiß Eselsfürth" gegründet hatte, fanden im Barbarossapark wieder Ligaspiele statt. Mit dem Bau von Kasernen für die Wehrmacht kam 1938 das Ende der Anlage. Die Tribüne wurde abgerissen und der Platz als Materiallager genutzt. Das zwischen der BAB A6 und der BAB A63 gelegene Areal, wird heute als Gewerbefläche genutzt.

 

hw / mg

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