Foto: 1. FC Kaiserslautern
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Analytiker, Taktik-Fuchs und feiner Stratege

Der ehemalige FCK-Trainer Kosta Runjaic feiert 50. Geburtstag

04.06.2021

 

Der in Kaiserslautern meist nur „Coach-Kosta“ genannte Fußballlehrer kam im September 2013 als Nachfolger von Franco Foda zum FCK. Zwischen 2004 und 2006 hatte er schon einmal als Co-Trainer der zweiten Mannschaft des FCK gearbeitet, bei den Profis schnupperte er mit dem FCK zum Ende zweier aufeinanderfolgender Spielzeiten am Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga. Doch in beiden Fällen blieb nach dem Abpfiff des jeweils 34. Spieltages nur der undankbare vierte Tabellenplatz. Sein Traum, einmal in der Bundesliga zu trainieren, hatte sich mit dem FCK nicht erfüllt. Aber auch bei anderen Trainerstationen in Liga 2 war er sowohl vor seinem Lauterer Engagement beim MSV Duisburg als auch später beim TSV 1860 München jeweils weit vom Sprung in die Beletage des deutschen Fußballs entfernt. Seit November 2017 ist er Cheftrainer bei Pogon Stettin, die seit neun Jahren in der ersten polnischen Liga spielen. In der „PKO Ekstraklasa“ wurde er mit seiner Mannschaft gerade Tabellendritter und hat sich somit für den Europapokal qualifiziert. Heute feiert Kosta Runjaic seinen 50. Geburtstag.

 

Geboren wurde Kosta Runjaic 1971 als Sohn jugoslawischer Eltern in Wien, aufgewachsen ist er in Rüsselsheim und trotz seiner zahlreichen bisherigen Trainerstationen fühlt er sich bis heute wohl in der Region nahe der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Auch wenn er wegen seines aktuellen Trainerjobs im westpolnischen Stettin kaum zuhause bei der Familie weilen kann. In seiner Jugend schnürte Kosta Runjaic die Fußballschuhe für diverse Vereine seiner Heimatstadt, später unter anderem für den SV 07 Raunheim und den FSV Frankfurt. Er spielte selbst in der Oberliga und absolvierte parallel dazu ein Sportstudium in Mainz. Eine schwere Verletzung zwang ihn dazu, die Fußballschuhe bereits früh wieder an den Nagel zu hängen. Nach Beendigung seines Studiums arbeitete er später auch als Werbe- und Versicherungskaufmann. Der Fußball blieb allerdings auch weiterhin ein fester Bestandteil seines Lebens und dennoch war er in jener Zeit immer darauf bedacht, zweigleisig zu fahren, also Sport und Beruf parallel auszuüben. Mit erst 26 Jahren übernahm er seine erste Station als Trainer. Den damaligen Bezirksligisten SG Dersim/VfR Rüsselsheim führte er 1998 prompt zur Meisterschaft.

Foto: Archiv Thomas Butz
Foto: Archiv Thomas Butz

Kosta Runjaic war immer bemüht, zu lernen und sich weiter fortzubilden. Er erwarb nach und nach alle Trainerlizenzen des Deutschen Fußball-Bundes und wurde schließlich 2002 Stützpunkttrainer des DFB. Als er 2004 das Angebot des FCK erhielt, als Assistenztrainer und im Scouting-Bereich zu beginnen, reifte in ihm die Entscheidung, sein Hobby endgültig zum Beruf zu machen. Mit Werner Moser als verantwortlichem Trainer der FCK-Nachwuchskicker gelang mit ihm als Co-Trainer 2005 dann mit der Lautrer U23 der Aufstieg in die Regionalliga. Im gleichen Jahr bestand Kosta Runjaic auch die Prüfung zur höchsten Trainerlizenz, die vom DFB vergeben wird: Er war nun Fußball-Lehrer. Dennoch blieb er nicht stehen, bildete sich weiter fort, absolvierte Praktika, übernahm Scouting-Aufgaben. Unteranderem hospitierte er beim FC Barcelona, dem FC Arsenal, Fenerbahce Istanbul und Aston Villa und landete so 2006 als Chefscout beim Regionalligisten SV Wehen. Dort trainierte er auch die zweite Mannschaft der Wiesbadener und hier gelang ihm zu seinem Abschied 2008 dann auch der Regionalligaaufstieg.

 

Beim Drittligisten VfR Aalen übernahm Kosta Runjaic ab 2008 die Assistenz von Jürgen Kohler und blieb auch Co-Trainer, nachdem Petrik Sander den Posten als Chefcoach des ehemaligen Nationalspielers geerbt hatte. Im März 2010 verpflichtete ihn dann der in der Regionalliga stark abstiegsgefährdete SV Darmstadt 98 als Cheftrainer. Bei den Lilien erreichte Kosta Runjaic mit dem Klassenerhalt das Saisonziel. Doch damit nicht genug, in den kommenden Spielzeiten schaffte er mit Darmstadt sogar den Aufstieg in die 3. Liga. Anfang September 2012 wurde Runjaic dann Cheftrainer beim Zweitligisten MSV Duisburg. Die Meidericher übernahm er nach einem desaströsen Saisonstart, führte sie unter schwierigsten Bedingungen aber dennoch sicher zum Klassenerhalt. Nach dem Zwangsabstieg der Duisburger in die 3. Liga am Ende der Saison 2012/13 verließ Runjaic den Verein jedoch vorzeitig. Drei Monate später kehrte er an seine alte Wirkungsstätte in die Pfalz zurück.

Foto: 1. FC Kaisersalutern
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Am Ende seines ersten Jahres als Cheftrainer der Profimannschaft beim FCK landeten die Roten Teufel zum Saisonschluss auf einem für viele FCK-Fans enttäuschenden vierten Tabellenplatz. Sieben Punkte mehr hätte der FCK gebraucht, um wie in der vorangegangenen Saison noch sicher den Relegationsplatz zu erreichen. Gar neun Punkte hatten gefehlt, um Paderborn noch hinter sich zu lassen und direkt aufzusteigen. Ein schwacher Trost war, dass der FCK im DFB-Pokal eine durchaus erfolgreiche Runde gespielt und sogar bis ins Halbfinale vorgedrungen war, wo man sich allerdings gegen den FC Bayern München mit 1:5 geschlagen geben musste. Neues Jahr, neues Glück! Auch in der Spielzeit 2014/15 war der Aufstieg erklärtes Ziel. Die Saison begann mit einem Spiel, das bis heute die FCK-Fangemeinde verzückt. Der FCK musste beim Saisonauftakt im Montag-Flutlichtspiel gegen den TSV 1860 München ab der 20. Minute gar in Unterzahl spielen, da Torhüter Tobias Sippel die rote Karte gesehen hatte und lag zur Pause schon 0:2 zurück. Doch mit einem Kraftakt gelang es durch zwei Tore von Srdjan Lakic und einen Kopfballtreffer des gerade eingewechselten Philipp Hofmann, das Spiel noch zu drehen. Der FCK siegte mit 3:2, das Stadion rastete komplett aus! Die Vorrunde war mit teils größeren Sprüngen im Tabellenbild etwas durchwachsen, doch in der Rückrunde griff der FCK noch einmal kräftig an und spielte lange um die Aufstiegsplätze mit. Am 31. Spieltag belegten die Roten Teufel trotz einer 2:3-Niederlage bei Darmstadt 98 mit dem 2. Rang noch einen direkten Aufstiegsplatz. Doch nach einer 0:2 Heimpleite gegen St. Pauli, einem mageren 0:0 bei Erzgebirge Aue und ein 1:1 im Heimspiel gegen den bereits feststehenden Meister aus Ingolstadt rutschte der FCK noch auf den undankbaren Tabellenplatz vier zurück.

Foto: 1. FC Kaiserslautern
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Nach einem schlechten Start in die Saison 2015/16 mit lediglich zwei Siegen aus acht Spielen trat Kosta Runjaic am 23. September 2015 von seinem Amt als FCK-Cheftrainer zurück. Ab der Saison 2016/17 trainierte er dann den TSV 1860 München. Dort wurde er allerdings schon nach Abschluss des 13. Spieltages, einen Tag nach einem Remis vor heimischem Publikum, am 22. November 2016 beurlaubt. Gegner in der Allianz-Arena an jenem 21. November war übrigens der 1. FC Kaiserslautern. Knapp ein Jahr nach seinem Rauswurf bei den Münchner Löwen unterschrieb Kosta Runjaic beim polnischen Erstligisten Pogon Stettin, mit dem er nach Ende seiner ersten Saison Tabellenplatz 11 belegte. Mittlerweile hat er dort gerade seine vierte Spielzeit beendet, hatte in der zweiten Saison mit Stettin den siebten, ein Jahr später den sechsten und nunmehr den dritten Tabellenplatz belegt. Sein aktueller Vertrag läuft noch bis 2022. Mit Pogon Stettin hat der ehrgeizige Trainer über die vier Jahre hinweg etwas entwickelt, das Respekt verdient. Man darf gespannt sein, wohin die sportliche Reise noch geht. Nicht nur in Bezug auf Pogon Stettin. Wie auch die gerade abgelaufene Saison in Deutschland zeigt, sind gute und erfahrene Trainer auch dann durchaus noch gefragt, wenn sie bei der übrigen Bevölkerung gängige offizielle „Rentenalter“ längst erreicht haben.

 

Kosta Runjaic ist ein stets positiv denkender Mensch, ein feiner Stratege, ein emsiger und akribischer Arbeiter, der für den Fußball lebt. Zu seinen Stärken gehören insbesondere Taktik und Analyse. Das merkt jeder, der mit ihm schon einmal über Fußball philosophiert hat. Ihm sind die Kleinigkeiten, die Grundtugenden des Fußballs wichtig. Er achtet bei seinen Schützlingen auf sauberes Passspiel, auf einstudierte Laufwege, auf kompaktes Verschieben einzelner Mannschaftsteile. Und er genießt den Ruf, eine Mannschaft auch ohne üppige finanzielle Mittel entwickeln zu können. Das hat er gerade in Polen wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Auch wenn Kosta Runjaic in der deutschen Trainerlandschaft vielleicht nie so richtig wahrgenommen wurde, sein fußballerisches Fachwissen, sein Blick für die Details im Fußball haben sich bereits vor Jahren in der Fußball-Branche herumgesprochen. So unterstützte er bei der WM 2010 in Südafrika und in den beiden Jahren danach den ZDF-Experten Oliver Kahn bei dessen Spielanalysen. „Kosta ist ein richtiger Fachmann“, adelte der künftige Bayern-Boss schon damals den früheren FCK-Trainer. Zu seinem 50. Geburtstag gratuliert auch das Team vom FCK-Museum ganz herzlich.

 

mg

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