Foto: Archiv Eric Lindon
Foto: Archiv Eric Lindon

Der Bundesliga-Premieren-Torschütze des FCK

Der ehemalige FCK-Profi Jürgen Neumann wäre am 6. Dezember 80 Jahre alt geworden

06.12.2021

 

1963 begann auch für den 1. FC Kaiserslautern das Abenteuer Bundesliga! Die Roten Teufel gastierten zum Auftakt der neu gegründeten höchsten deutschen Spielklasse im Frankfurter Waldstadion. Auswärtsspiel gegen Eintracht Frankfurt. Die Schützlinge von Trainer Günter Brocker schlugen sich achtbar. In der 38. Minute ging der FCK durch Jürgen Neumann, der einen Foulelfmeter souverän verwandelt hatte, m,it 1:0 in Führung. Es war der erste Treffer eines FCK-Spielers in der neuen Fußball-Bundesliga. Jürgen Neumann, der zu Beginn der Saison 1959/60 im Alter von erst 17 Jahren den Sprung aus der FCK-Jugend in die erste Mannschaft geschafft hatte, spielte bis 1966 am Betzenberg. Heute wäre der frühere Außenläufer des FCK 80 Jahre alt geworden.

 

Jürgen Neumann war ein echter Lautrer. Hier wurde er geboren, hier erlernte er das Kicken und hier schaffte er den Durchbruch zum Profi. Der Fußball war in seiner Heimatstadt fast zwei Jahrzehnte lang sein steter Begleiter. Als junger Bub war er zur Jugend des FCK gekommen, wo er sich vorbildlich entwickelte. Sein Ehrgeiz sollte früh belohnt werden. Der damalige Trainer Richard Schneider holte ihn zu Beginn der Saison 1959/60 von der FCK-Jugend in die Oberliga-Mannschaft, in der seinerzeit mit Horst Eckel und Werner Liebrich noch zwei der Weltmeister aus dem Jahre 1954 spielten. Welch eine Ehre für einen erst 17-jährigen Nachwuchskicker! Jürgen Neumann fügte sich nahtlos in das Mannschaftsgerüst und gehörte bereits früh der Stammformation des FCK an. Schon zum Saisonauftakt am 16. August 1959 stand der talentierte Nachwuchsspieler beim Auswärtsspiel bei Eintracht Bad Kreuznach in der Mannschaft von Trainer Richard Schneider. In seiner ersten Saison in der Oberliga Südwest absolvierte Jürgen Neumann bereits 27 Spiele und erzielte vier Tore für den FCK, der am Ende der Spielzeit auf dem fünften Tabellenplatz landete.

 

In den nächsten beiden Runden platzierte sich der FCK in der Oberliga Südwest jeweils auf den 4. Platz und der Verteidiger, Stopper und immer mehr als Außenläufer eingesetzte Jürgen Neumann hielt seine Einsatzzeiten aus seiner ersten Spielzeit. Im Jahre 1961 war er auch in den Spielen um den DFB-Pokal erfolgreich im Einsatz. Der FCK schaffte erstmals den Sprung ins Finale. Gegner am 13. September 1961 in Gelsenkirchen war der SV Werder Bremen. Der FCK unterlag mit 0:2 Toren. In der Meisterschaftsrunde 1962/63, die vor Gründung der Bundesliga gleichzeitig die letzte Oberliga-Saison sein sollte, fehlte Jürgen Neumann nur in einem einzigen Spiel und steuerte mit 12 Treffern immerhin entscheidend zum Titelgewinn des FCK bei, der mit sechs Punkten Vorsprung vor den Verfolgern Borussia Neunkirchen, FK Pirmasens und Wormatia Worms am Ende oben stand. In der Endrunde bestritt Jürgen Neumann als nun feste Größe im Lauterer Mittelfeld alle sechs Spiele gegen Hertha BSC, den 1. FC Nürnberg und den 1. FC Köln, musste dabei aber auch die sportlichen Ohrfeigen bei den deutlichen 2:8 und 1:5 Niederlagen gegen den 1. FC Köln und den 1. FC Nürnberg erleben. Insgesamt bestritt Jürgen Neumann von 1959 bis 1963 für den 1. FC Kaiserslautern in der Oberliga Südwest 108 Spiele und erzielte dabei 22 Tore.

 

Der FCK hatte sich für die Bundesliga qualifiziert und musste zum Auftakt der Saison 1963/64 nach Frankfurt reisen. Am ersten Spieltag trat der FCK im Waldstadion gegen Eintracht Frankfurt an. Jürgen Neumann stand in der Startelf. Die Partie begann denkbar ungünstig für den FCK, denn Walter Gawletta schied bereits nach zwei Minuten verletzt aus. Das Problem dabei, die Auswechslung von Spielern gab es in jenen Tagen noch gar nicht. Dieses Reglement wurde vom DFB erst in der Spielzeit 1967/68 eingeführt. Ergo musste der FCK fast neunzig Minuten in Unterzahl bestreiten. Doch trotz des Nachteils zeigten sich die Roten Teufel im Waldstadion engagiert und leidenschaftlich. Der Mut wurde in der 38. Minute belohnt, als ein Lauterer Spieler im Frankfurter Sechszehner gefoult wurde. Schiedsrichter Johannes Malka zeigte auf den Punkt! Jürgen Neumann war es, der sich das Leder zurecht legte und den Ball souverän im Frankfurter Tor unterbrachte. Der erste Bundesligatreffer des FCK! Die Freude währte jedoch nicht lange. Nur zwei Minuten später zeigte der Schiedsrichter wegen eines Handspiels eines Lauterer Akteurs erneut auf den Punkt. Der Frankfurter Lothar Schämer verwandelte zum 1:1 Ausgleich. Ein Zwischenergebnis, das auch bis zum Ende der Partie bestehen blieb.

 

Der FCK landete am Ende der ersten Saison auf Platz 12 der Tabelle. Mit 29 Einsätzen und sechs Toren war Jürgen Neumann auch in dieser ersten Bundesligasaison ein unverzichtbarer Leistungsträger der FCK-Mannschaft. In den folgenden drei Spielzeiten bis 1966 kämpfte der FCK permanent um den Klassenerhalt. Als am 23. April 1966 der Aufsteiger FC Bayern München mit einem 2:1-Sieg in Kaiserslautern gewann, kassierte Jürgen Neumann in der 38. Minute einen Platzverweis. Es war auch gleichzeitig sein letztes Bundesligaspiel für den FCK. Nach dem Ende der Saison wechselt er zum FC Zürich. Bis zu seinem Abschied vom Betzenberg absolvierte Jürgen Neumann 193 Pflichtspiele für den FCK und erzielte dabei 38 Tore. In immerhin 69 Partien trug er in der Bundesliga das Trikot der Roten Teufel, wobei ihm hierbei 11 Treffer gelangen.

 

Während seiner FCK-Zeit durfte Jürgen Neumann übrigens auch das Trikot mit dem Adler auf der Brust tragen. Schon im September 1959 nominierte ihn DFB-Trainer Georg Gawliczek für die beiden deutsch-deutschen Ausscheidungsspiele zur Teilnahme an der Olympia-Qualifikation gegen die DDR in den Kader der Amateur-Fußballnationalmannschaft. Beim 2:1-Sieg im Rückspiel am 23. September in Düsseldorf, kam Jürgen Neumann als Außenläufer zum Einsatz. Am 15. März 1961 er beim Spiel in London gegen England erstmals in die deutsche Juniorennationalmannschaft U23 berufen. Zwei Monate später folgte das zweite Spiel in der Juniorenmannschaft gegen Belgien. Bundestrainer Sepp Herberger führte am 21. März 1962 in Saarbrücken ein Testspiel zweier DFB-Auswahlmannschaften durch. Er bot den Lauterer in der A-Elf vor 40.000 Zuschauern an der Seite von Karl-Heinz Schnellinger als rechten Verteidiger auf. Am 27. November 1963 war er auch bei der erneuten 1:4-Niederlage in Liverpool gegen England wieder mit von der Partie. Die letzte Berufung in ein DFB-Team erhielt Jürgen Neumann am 4. März 1964 in Aachen beim Juniorenländerspiel gegen die Türkei.

 

Nach zwei Jahren beim FC Zürich, mit dem Jürgen Neumann einmal Meister wurde, wechselte er nach Belgien zum dortigen Daring Club Brüssel, der m Stadtteil Molenbeek seine Heimat hat. In der belgischen Landeshauptstadt blieb Jürgen Neumann für zwei Jahre, ehe er zur Spielzeit 1970/71 wieder in die Fußball-Bundesliga zu Arminia Bielefeld wechselte. Nach Verwicklungen in den Bundesliga-Skandal der frühen 1970er Jahre, legte Jürgen Neumann 1973 eine längere Pause ein und heuerte erst 1978 beim TSV 1860 München an, für den er noch zwei Jahre die Fußballschuhe schnürte, ehe er dort 1980 seine Karriere beendete. Jürgen Neumann verstarb am 25. Dezember 2002 im Alter von erst 61 Jahren in McKinney, Texas, in den USA. Am heutigen 6. Dezember wäre der Bundesliga-Premieren-Torschütze des FCK 80 Jahre alt geworden. Wir werden auch ihm im FCK-Museum ein ehrendes andenken bewahren.

 

mg

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