Foto: 1. FC Kaiserslautern
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Das Ende einer glänzenden Fußballepoche

Ein Nachruf zum Tode des Weltmeisters Horst Eckel

09.12.2021

 

Am Nachmittag des 3. Dezember 2021 verbreitete sich die Nachricht vom Tode des letzten "Helden von Bern" wie ein Lauffeuer. Nicht nur in der Pfalz, in ganz Fußball-deutschland löste diese Meldung Trauer und Betroffenheit aus. Mit Horst Eckel ist nicht nur der letzte noch lebende Akteur des unvergessenen Weltmeisterschaftsendspiels von 1954 aus dem Leben abberufen worden, sein Tod bedeutet gleichzeitig unwiderruflich das Ende einer glänzenden Fußballepoche, die in dem Sieg von Bern gegen die damals beste Nationalmannschaft der Welt, gegen Ungarn, ihren strahlenden Höhepunkt erfahren hat.

 

Beim WM-Turnier in der Schweiz war Horst Eckel mit 22 Jahren der jüngste Spieler in der deutschen Mannschaft; man nannte ihn deswegen auch "Benjamin". Wegen seiner hageren Statur, seiner Schnelligkeit und seiner schier unerschöpflichen Ausdauer hatte man ihm auch den Spitznamen "Windhund" verpasst. Bevor Horst Eckel mit seinen Kameraden 1954 den Weltmeistertitel erringen konnte, war er schon zwei Mal Deutscher Meister mit seinem 1. FC Kaiserslautern geworden, lag bereits eine erstaunliche Karriere hinter ihm, die vom Kicker in einer kleinen Dorfmannschaft bis zu einer festen und verlässlichen Größe in der "Walter-Mannschaft" und in der deutschen Nationalmannschaft reichte.

Foto: 1. FC Kaiserslautern
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In der Jugendmannschaft des SV Vogelbach hatte die Fußballerkarriere des jungen Weltmeisters begonnen. Als schneller und technisch versierter Stürmer erzielte er Tore wie am Fließband. Kein Wunder, dass man beim 1. FC Kaiserslautern bald auf Horst Eckel aufmerksam wurde. Trainer Richard Schneider zeigte sich von dessen Talent ebenso überzeugt wie Mannschaftskapitän Fritz Walter. So erfolgte 1949 der Wechsel Eckels auf den Betzenberg. Damals befand sich Horst Eckel noch in der Ausbildung bei der Firma Pfaff. Den Weg von Vogelbach zu seinem 29 km entfernten Arbeitsplatz in Kaiserslautern bewältigte der junge Sportler bei Wind und Wetter zunächst mit dem Fahrrad, später mit einem Moped.

 

In der Saison 1950/51 konnte Horst Eckel als Stürmer in der ersten Mannschaft des FCK Fuß fassen. Sein Stern leuchtete in den Endrundenspielen zur Deutschen Meisterschaft 1951 hell auf! Dank seiner sechs in diesen Begegnungen erzielten Tore vermochte er mit der Walter-Mannschaft das Endspiel gegen Preußen Münster im Berliner Olympia-Stadion zu erreichen und erstmals als Deutscher Meister nach Kaiserslautern zurückzukehren. Zwei Jahre später wiederholte sich dieser Triumph mit dem 4:1-Endspielsieg gegen den VfB Stuttgart.

 

Der lauffreudige, konditions- und zweikampfstarke Eckel wurde vom Stürmer zum rechten Außenläufer umgeschult und von Bundestrainer Sepp Herberger in die Nationalmannschaft berufen. Als jüngstes Mitglied des deutschen Teams absolvierte er beim Weltmeisterschaftsturnier in der Schweiz 1954 alle Begegnungen und stand am 4. Juli mit seinen Kameraden Fritz und Ottmar Walter, Werner Kohlmeyer und Werner Liebrich vom 1. FCK auf dem Rasen des Wankdorf-Stadions in Bern. Trotz einer in der zweiten Halbzeit des Finalspiels gegen die legendäre "Wundermannschaft" aus Ungarn erlittenen Verletzung kämpfte Horst Eckel vorbildlich bis zum Schlusspfiff weiter und hatte hohen Anteil an dem sensationellen Gewinn der Weltmeisterschaft. In den Jahren 1954 und 1955 konne Horst Eckel mit seinem FCK noch zwei nationale Endspiele bestreiten und 1958 gehörte er - wie auch Fritz Walter - zum Aufgebot des DFB für das Weltmeisterschaftsturnier in Schweden, das mit dem erneuten Einzug in das Halbfinale und schließlich mit einem vierten Platz endete. Insgesamt konnte Horst Eckel 32 Berufungen in die Nationalmannschaft verbuchen. Ein zwischenzeitlich erlittener Beinbruch verhinderte eine höhere Zahl von Spielen im DFB-Dress.

Foto: 1. FC Kaiserslautern
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1960 verließ Eckel aus beruflichen Gründen den Betzenberg und wechselte in das saarländische Völklingen. Nach dem Ende seiner Fußballerkarriere betrieb er mit seiner Frau einige Jahre lang im Hunsrück ein Sporthotel, startete ein Studium und ließ sich zum Realschullehrer ausbilden. Bis zu seiner Pensionierung war er als beliebte und kompetente Lehrkraft an der Realschule Kusel tätig.

 

Der stets faire, sympathische und bescheidene Sportsmann und Familienvater Horst Eckel, der in seinen Mannschaften immer Leistungsträger und kämpferisches Vorbild gewesen ist, engagierte sich sozial, zum Beispiel für die Sepp-Herberger-Stiftung. Zudem gründete er im Oktober 2017 mit seiner Tochter Dagmar die "Horst-Eckel-Stiftung", die jungen Menschen die Wichtigkeit und Bedeutung von Bildung und Weiterbildung im Leben verdeutlichen soll.

 

Bis vor vierzehn Jahren wirkte Horst Eckel in ausgezeichneter köperlicher Verfasssung noch bei Prominenten- und Benefiz-Fußballspielen mit, außerdem spielte er leidenschaftlich gerne Tennis und glänzte als reaktionsschneller Tischtennisspieler. Bis zu seinem Tode verkörperte er die von seinem väterlichen Freund Fritz Walter vorgelebten Werte; er war immer der faire, anständige Sportsmann, ein ehrlicher, freundlicher und stets bescheiden auftretender Mensch und somit ein wahres Vorbild für die junge Generation.

 

Auf dem Friedhof seines Geburtsortes Vogelbach, kaum einen Kilometer von dem Sportplatz entfernt, auf dem seine außergewöhnliche Karriere einst begonnen hatte, findet die große Spielerpersönlichkeit Horst Eckel am heutigen 9. Dezember 2021 ihre letzte Ruhestätte. Horst Eckel wehrte sich immer dagegen, als "Held" bezeichnet zu werden. In unseren Herzen wird er aber stets der vorbildlich, einsatzfreudig und fair kämpfende und heimattreue Fußballer und liebenswürdige Mensch bleiben, dessen wir in dankbarer Trauer gedenken und dessen Andenken wir im FCK-Museum fortan bewahren werden.

 

hw

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