Der Tag als Fritz Walters große Liebe ging
Heute vor 20 Jahren, am 14. Dezember 2001, verstarb Italia Walter
14.12.2021
Für Fritz Walter war es sicher der schwärzeste Tag in seinem Leben. Der 14. Dezember 2001, als seine Ehefrau Italia wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag in der heimischen Villa in Enkenbach Alsenborn verstarb. Fast 53 Jahre waren beide verheiratet. Glücklich verheiratet. Entgegen aller Unkenrufe, die das verliebte Paar bereits vor ihrem Gang zum Traualtar umgaben. Aber Fritz Walter ließ sich nicht beirren und folgte seinem Herzen, so wie sie ihrem Herzen folgte. Italia Bortoluzzi sollte seine Frau werden und sie wurde es. Mehr noch.
Drei Frauen dürften im Leben Fritz Walters eine wichtige Rolle gespielt haben. Einmal natürlich seine Mutter, der er stets mit tiefem Respekt und inniger Zuneigung gegenüber stand und die auf ihren Fritz so unglaublich stolz war. Ein durchaus inniges Mutter-Sohn-Verhältnis. Nach seiner Sportlerkarriere spielte sicher auch in gewisser Weise seine Sekretärin Renate Kehl eine nicht unbedeutende Rolle. Er schätzte sie zeitlebens, wegen ihrer Zuverlässigkeit, wegen ihres Fleißes und wegen ihrer freundschaftlichen Treue und Loyalität. Doch die wichtigste Frau in seinem Leben war für Fritz Walter eben jene Italia Bortoluzzi. Es war die Frau, die er von ganzem Herzen liebte. Vom ersten bis zum letzten Tag. Eine Herzens- und Seelensymbiose, deren innerstes Wesen man getrost als wahre, als echte, als bedingungslose Liebe kennzeichnen darf.
Als Fritz und Italia sich kennenlernten arbeitete sie als Sekretärin bei der französischen Besatzungsbehörde. Dass seine Brautwahl auf eine Italienerin fiel, kam in der Pfälzer Heimat nicht bei allen gut an. Im Gegenteil. In der Pfalz würde man heute noch sagen, "die Leit han sich’s Maul verriss". Das Frauenbild der Nachkriegszeit verkörperte die elegante und attraktive Dame auf den ersten Blick vermutlich nicht. Doch alle Vorwürfe, sie könne nicht kochen, nicht nähen, nicht anpacken, sie würde ihn ruinieren und kaputt machen, erwiesen sich als haltlos.
Das genaue Gegenteil war der Fall. Sie war es, die ihren Mann auf so unglaublich charmante Weise antreiben und motivieren konnte, ohne dass er es als Druck wahrgenommen oder empfunden hätte. Sie war es, die ihn jahrzehntelang kulinarisch verwöhnte und ihm von einfacher bodenständiger Pfälzer Hausmannskost bis hin zu feinschmeckerischen Köstlichkeiten so ziemlich alles zubereitete, zauberte und servierte, was den Gaumen verwöhnt. Sie war es, die mit ihrer Weltoffenheit und ihrem Gespür für die schönen Dinge des Lebens auch das seit jeher latent vorhandene Interesse für Kunst und Kultur zum Leben erweckte. Vor allem die impressionistische Malerei hatte es den beiden letztlich angetan und so trugen sie über Jahrzehnte hinweg eine stattliche Sammlung ansehnlicher Gemälde in der heimischen Villa in Enkenbach-Alsenborn zusammen.
Sie ergänzten sich in so unglaublich vielen Lebenslagen. Mehr als fünf Jahrzehnte lang. Zahlreiche Zeitdokumente zeugen von einem harmonischen und erfüllten Eheleben. Bis ins hohe Alter begegneten sich beide mit inniger Liebe, gegenseitigem Respekt und herzlicher Fürsorge. Kosenamen wie "Goldschätzchen" oder "Schnuckelino" waren bis zuletzt Indiz dafür, wie innig beide bis zum Schluss verbunden waren. Am Tag ihrer Beisetzung auf dem Friedhof in Kaiserslautern fand sich eine beeindruckende Trauergemeinde ein. Fritz Walter, der in jenen Tagen bereits kaum noch längere Strecken zu Fuß bewerkstelligen konnte, folgte dem Sarg auf einem Wagen. Neben der FCK-Mannschaft um den damaligen Trainer Andy Brehme fanden sich unter den Trauergästen unter anderem der damalige DFB-Präsident Dr. Gerhard Mayer-Vorfelder sowie der ehemalige Nationalspieler und Ehrenspielführer Uwe Seeler, der lange Jahre enger Freund von Fritz und Italia war.
Als Italia am 14. Dezember 2001 verstarb, da starb Fritz Walter innerlich vermutlich gleich mit. Er hatte nach Italias Tod jeglichen Lebensmut verloren, zog sich gänzlich zurück und verstarb selbst nur sechs Monate später am 17. Juni 2002. Wir werden auch Italia Walter im FCK-Museum ein ehrendes Andenken bewahren.
mg