Kopf der neuen FCK-Satzung (Foto: Archiv FCK-Museeum)
Kopf der neuen FCK-Satzung (Foto: Archiv FCK-Museeum)

Am 13. Februar 1947 zu neuem Leben erweckt

Heute vor 75 Jahren erfolgte nach dem 2. Weltkrieg die Neugründung des FCK 

13.02.2022

 

Nachdem mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 die Identitätskultur des deutschen Vereinswesens im Gleichschaltungswahn des völkisch braunen Einheits-Ideologiebreies untergegangen war, lag eben diese Vereinskultur in allen gesellschaftlichen Bereichen mit der „Stunde null“ am 8. Mai 1945 gänzlich am Boden. So wie nahezu alles in Deutschland. Die Alliierten Besatzungsmächte, vor allem in den westlichen Besatzungszonen bemühten sich früh eine Neuorganisation des Vereinswesens und damit auch der Sportvereine zu organisieren, aber auch streng zu reglementieren. Auf diesen ordnungsrechtlichen und gesetzlichen Grundlagen konnten Vereine zu neuem Leben erweckt werden. So auch der 1. FC Kaiserslautern, der am 13. Februar 1947 neu gegründet wurde. Also heute vor 75 Jahren. Auf der Grundlage der Forschungsarbeit unseres Sporthistorikers Eric Lindon wollen wir die Zusammenhänge und Ereignisse jener Jahre hier näher beleuchten.

 

Eine wesentliche und wichtige Allgemeingrundlage zur Neuorganisation oder Neugründung von Vereinen war die die sogenannte Direktive Nummer 23 der „Beschlüsse und genehmigten Vorlagen des Kontrollrates und Koordinierungsausschusses der alliierten Kontrollorgane in Deutschland“ aus dem Jahr 1945. Dort wurde auf Seite 304 in der „Direktive Nummer 23“ die „Grundlagen zur Beschränkung und Entmilitarisierung des Sportwesens in Deutschland“ formuliert. Demnach wurde im Dezember 1945 zunächst verfügt, dass „allen vor der Kapitulation in Deutschland bestehenden sportlichen, militärischen oder paramilitärischen athletischen Organisationen jede Betätigung untersagt“ wurde. Diese seien „bis zum 1. Januar 1946 spätestens aufzulösen“. Gleichzeitig wurde „das Bestehen nichtmilitärischer Sportorganisationen örtlichen Charakters auf deutschem Gebiet gestattet“. Allerdings bezog sich diese Erlaubnis nur auf „Sportarten, denen in keiner Weise eine militärische Bedeutung“ zukomme. Der Fokus der Jugenderziehung und Jugendertüchtigung müsse demnach „auf das Gebiet der Gesundheit, der Hygiene und der Erholung, unter Ausschluss aller Bestandteile militärischen Charakters“ gelegt werden.

Postkartenansicht Fruchthalle (Foto: Archiv Eric Lindon)
Postkartenansicht Fruchthalle (Foto: Archiv Eric Lindon)

Bis 1950 flankierten diese Allgemeindirektive mehrere hundert weitere Verordnungen, Verfügungen und Gesetze, die eine Neuregelung des Sports in Deutschland direkt betrafen oder zumindest tangierten. Mit teils sehr detaillierten und teilweise sportartspezifischen Vorgaben. Beginnend übrigens bereits im Jahr 1944, also schon Monate vor der deutschen Kapitulation und dem Ende des Krieges auf europäischem Boden.

 

Als im Oktober 1945 Fritz Walter und sein Bruder Ludwig nach der Kriegsgefangenschaft in Rumänien nach Kaiserslautern zurückkamen, existierte natürlich auch der FCK offiziell nicht mehr! So wie zigtausende andere Vereine in Deutschland auch. Ebenso waren etliche FCK-Fußballer im Krieg gefallen. Aus der ersten Mannschaft (ohne Gastspieler) waren dies Theobald Baumann, Herbert Rasch und Heinrich Schaub. Doch auch ohne eine statuierte Vereinsheimat war es vor allem Fritz Walter der das Heft des Handelns in die Hand nahm und hier akribische und ehrgeizige Aufbauarbeit leistete und in kürzester Zeit wieder eine Mannschaft zusammenstellte. Zwei bedeutende identitätsstiftende Faktoren waren schließlich da. Da war zum einen der Fußball als gemeinsame Aktivität und verbindendes Element. Zum anderen aber auch die gefühlte Zugehörigkeit zu dem Verein, der ja bereits den Namen 1. FC Kaiserslautern trug bevor die Nationalsozialisten mit ihrer Ideologie die Welt ins Unglück stürzten.

Einladung zur Gründungsversammlung 1946. PVZ vom 18.06.1946 (Foto: Archiv Eric Lindon)
Einladung zur Gründungsversammlung 1946. PVZ vom 18.06.1946 (Foto: Archiv Eric Lindon)

Natürlich mühten sich zahlreiche Idealisten schon früh darum, den Sportlern auch wieder eine organisierte Vereinsheimat zurückzugeben. Für den 19. Juni 1946 luden engagierte FCK’ler in die Fruchthalle zu einer Versammlung zur Neugründung des Vereins ein. Auch weil hier bis Ende Juli des jahres 1946 Fristen einzuhalten waren. Die Anwesenden verabschiedeten eine Satzung, die bei der französischen Besatzungsverwaltung in den zuständigen Behörden einzureichen und von dieser zu genehmigen war. Doch von dort kam zunächst ein ablehnender Bescheid, da der Wortlaut der neuen Satzung nicht auf Zustimmung der Besatzer traf. Immerhin, durch Verbindungen des gewählten Präsidenten Paul Karch konnte erreicht werden, dass der alte Vereinsname erhalten bleiben konnte. Die von der Verwaltung monierten Passagen mussten angepasst oder modifiziert werden. Unser Vereinshistoriker Eric Lindon hat in den Archiven bis heute allerdings keine Hinweise auf eine neuerliche Versammlung nach dem 19. Juni 1946 gefunden. Fakt ist jedoch, dass den Vereinsverantwortlichen mit Datum vom 13. Februar 1947 die überarbeitete Satzung attestiert und genehmigt wurde. Insofern lässt sich dieses Datum formal als Wiedergründungsdatum festhalten. Damit war die in der langen Geschichte des FCK bereits zweite Neugründung abgeschlossen. Auch zu der ersten Neugründung aus den Wirren der Besatzungszeit und den Auswirkungen des Versailler Vertrages in den frühen 1920er Jahren, geben die Archive laut Eric Lindon bis heute wenige Detailinformationen preis. Ein weiteres Zeichen dafür, dass die Dokumentation der Vereinsgeschichte des FCK noch immer kleinere Lücken aufweist, die auch in Zukunft akribische und geduldige Forschungsarbeit bedingen.

Behördliche Vorgaben zur Neugründung von Vereinen. PVZ vom 02.07.1946 (Foto: Archiv Eric Lindon)
Behördliche Vorgaben zur Neugründung von Vereinen. PVZ vom 02.07.1946 (Foto: Archiv Eric Lindon)

Direkt nach dem Krieg war zunächst die Sportanlage auf dem Erbsenberg, eigentlich die Heimat des VfR Kaiserslautern, das Trainingsgelände der Mannschaft rund um Fritz Walter. Die sportbegeisternden jungen Kerle durften später auch auf dem von den Franzosen beschlagnahmten Betzenberg trainieren, der in jener Zeit den Namen „Stade Monsabert“ trug. Die offizielle Rückgabe des Betzenberg-Sportplatzes an den Verein erfolgte dann auch erst nach der formal vollzogenen Neugründung des Vereins im Februar 1947.

 

Sportlich betrachtet wurde der Fußball nach dem Krieg natürlich bereits früher wieder zum Leben erweckt. Die Vereine der ehemaligen Gauliga Südwest vereinbarten im Dezember 1945, den Spielbetrieb nach Vorbild der Oberliga Süd wieder aufzunehmen. Die sogenannte Oberliga Saar-Pfalz-Hessen nahm schon mit Beginn des Jahres 1946 ihren Anfang. Das erste Spiel der Lauterer in der Liga fand am 13. Januar 1946 gegen Phönix Ludwigshafen statt (10:0). Ab Sommer 1946 wurde aus diesem Klassement dann die Zonenliga mit zwei Staffeln, in der die Fußballelite aus der französischen Besatzungszone antrat. So nahm in jenen Jahren nach dem Jahrhundertkrieg auf den Sportplätzen und an Schreibtischen das Fahrt auf, was bis heute mit allen Höhen und Tiefen Bestand hat und auch weiter Bestand haben wird. Denn „solang’s in Deutschland Fußball gibt, gibt es auch den FCK“.

 

mg

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