Erster Sieg an den Ufern des Mississippi
Die zweite Station der USA-Reise führte den FCK nach St. Louis
08.05.2022
Das zweite Lauterer USA-Gastspiel führte den FCK in das rund 1.500 km entfernte St. Louis. Gegner im zweiten Spiel am 8. Mai 1957 war der St. Louis Kutis Soccer Club, der 1947 unter dem Namen St. Louis Raiders gegründet wurde und der 1957 übrigens auch amtierender amerikanischer Fußball-Champion war. Der FCK trat in diesem zweiten Spiel bedeutend engagierter und ehrgeiziger auf, als wenige Tage zuvor in New York.
Vor 7.000 Zuschauern besiegten die Roten Teufel den Gastgeber in einer vor allem durch den FCK technisch anspruchsvollen Darbietung mit 5:2 Toren. Dabei hatten sich die St. Louis Kutis im Vorjahr durch einen 3:0 Sieg gegen Schwaben Augsburg sowie durch frühere Siege über Eintracht Frankfurt und den 1. FC Nürnberg gegen deutsche Clubs durchaus einen Namen gemacht. Drei Tore durch den an diesem Tag überragenden Willi Wenzel und ein Treffer durch Fritz Walter sorgten bereits im ersten Durchgang für einen deutlichen 4:1 Halbzeitstand. Den fünften Lauterer Treffer markierte Ottmar Walter im zweiten Durchgang. Flüssiges Spiel der Läuferreihen mit schnellen Passfolgen und energische Aktionen der Stürmer kennzeichneten das Lauterer Spiel, die einen verdienten Sieg einfuhren. Ein Zeichen, dass der FCK die Strapazen der Reise und die kräftezehrenden vielen Empfänge und Veranstaltungen bis zu diesem Punkt der Reise mittlerweile glänzend weggesteckt hatte.
Auch in St. Louis nahm das Rahmenprogramm nach dem Spiel wieder Fahrt auf. Unter anderem mit einer Besichtigung der Budweiser-Brauerei, was bei den FCK-Spielern staunende Eindrücke hinterließ. Ein Spieler im FCK-Tross stand übrigens von Anfang an besonders im Mittelpunkt. Verteidiger Karl Schmidt, der in der abgelaufenen Saison als sportlicher Nachfolger von Werner Kohlmeyer gehandelt wurde, war der einzige, der die englische Sprache beherrschte. Seine zahlreichen Briefe an das "Sport-Magazin" sind wertvolle zeitgenössische Berichte, in denen er ausführlich die gesellschaftlichen und sportlichen Eindrücke der Mission schilderte.
Mit dem dabei gezeichneten Bild lieferte Karl Schmidt zahlreiche Eindrücke, die nicht immer nur Begeisterung dokumentieren. "Uns aber strengen diese Empfänge und das lange Herumsitzen dabei mehr an als alle Fußballspiele es könnten", beklagt der Lauterer Verteidiger vor allem die Flut an Verpflichtungen zu offiziellen Terminen. Auch den abendlichen Empfang im St. Louis House ließ er nicht unkommentiert. "Reden, Ansprachen, Trinksprüche und noch einmal Reden mussten wir über uns ergehen lassen." Ziemlich regelmäßig richtete während der Reise wohl auch Fritz Walter wohlklingende Worte an die jeweils versammelten Gastgeber und Gäste. "Das Redetalent unseres Kapitäns Fritz Walter wird immer wieder von uns bewundert. In humorvollen und geistreichen Worten versteht er es, überall, wohin wir auch kommen, unsere Gastgeber zu erfreuen und ihnen unseren Dank abzustatten - wenn er so weitermacht wählen wir ihn noch in den Bundestag", kommentiere Karl Schmidt die Rolle seines Kapitäns abseits des grünen Rasens.
mg