Foto: Initiative Leidenschaft
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Mitglied der Walter-Mannschaft

Zum 90. Geburtstag von Gerhard Ahrens

17.10.2022

 

Am 28. September 1954 ging für Gerhard Ahrens ein Wunschtraum in Erfüllung. Beim Freundschaftsspiel des 1. FC Kaiserslautern in Lüttich kam Ahrens erstmals zu einem Einsatz in der ersten Mannschaft des FCK. Zur Halbzeit wurde er für keinen Geringeren als Weltmeister Fritz Walter eingewechselt. Gerhard Ahrens wurde am 17. Oktober 1932 im niedersächsischen Oberg geboren, einer zwischen Hannover und Braunschweig gelegenen Ortschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er im Fußballverein "Fortuna" seines Heimatortes Fußball zu spielen und gelangte bereits im Alter von 17 Jahren als Halbstürmer in die Aktivenmannschaft. Er besuchte die Handelsschule und absolvierte eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann.

 

In den frühen Fünfzigerjahren übten der 1. FC Kaiserslautern und insbesondere Fritz Walter eine unwiderstehliche Faszination auf den jungen Fußballer aus. Mit diesem begnadeten Fußballspieler in einer Mannschaft spielen zu können, wurde zum Wunschtraum von Gerhard Ahrens. 1953 offenbarte er seinem Idol Fritz Walter in einem Brief seinen großen Wunsch - und zu seiner Freude erhielt er eine Einladung zu einem Probetraining beim 1. FCK.

 

In der Woche nach Pfingsten 1953 gelangte Gerhard Ahrens nach Kaiserslautern und hinterließ während der Trainingseinheit bei Trainer Richard Schneider einen positiven Eindruck. Zunächst wurde er der zweiten Mannschaft zugeteilt, in der er sich zur Freude des damaligen Amateurtrainers Ningelgen als torgefährlicher Stürmer profilierte. In der Kaiserslauterer Mozartstraße fand er eine Unterkunft, bei den US-amerikanischen Streitkräften eine Arbeitsstelle.

 

Am 17. April 1955 erfolgte das Punktespieldebut von Gerhard Ahrens in der ersten Mannschaft bei der Begegnung des 1. FCK mit dem VfR Frankenthal, in dem er ein Tor zum 4:2-Erfolg der Lauterer beisteuerte. Der 1. FCK besaß in jener Zeit mit Scheffler, Fritz und Ottmar Walter, Wenzel, Wanger und Baßler hervorragende Stürmer und so kam Gerhard Ahrens in den Folgejahren als schlagkräftiger Abwehrspieler zum Einsatz. 1955/56 lief er in 17 Punkt- und Endrundenspielen für den 1. FCK auf; sein großer Wunsch, mit Fritz Walter in einer Mannschaft spielen zu können, hatte sich erfüllt. Bis zum Jahre 1958 brachte er es auf 43 Pflichtspieleinsätze für Kaiserslautern, hinzu kommen noch zahlreiche Freundschaftsspiele und die Spiele in der zweiten Mannschaft.

 

Besondere Erlebnisse für Gerhard Ahrens waren 1956 der Auftritt seines FCK im Leipziger Zentralstadion mit dem 5:3-Erfolg (und Fritz Walters sensationellem Absatztor) gegen den DDR-Meister Wismut Aue vor mehr als 115.000 Zuschauern sowie der erlebnisreiche Flug in die USA mit Spielen der Walter-Mannschaft in New York, St. Louis, Detroit, Philadelphia und Chicago im Jahre 1957. Die Begeisterung und Gastfreundschaft in diesen nordamerikanischen Metropolen haben bei Ahrens einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Foto: BACHEM
Foto: BACHEM

Eine Enttäuschung für Ahrens war hingegen der 1958 - in der Zeit des großen Umbruchs beim FCK - aus finanziellen Gründen erfolgte Transfer zu den Sportfreunden Saarbrücken. Ahrens ist seitens der FCK-Führung vorher gar nicht gefragt worden. Für Gerhard Ahrens ergaben sich daraus keine Nachteile, zumal er bei den Saarbrückern auf Anhieb als Verteidiger und schließlich als Stopper Stammspieler wurde und es auch auf mehrere Einsätze in der von Trainer Jupp Derwall betreuten Saarauswahl brachte. Mit ihm wechselte auch sein Freund, Meisterspieler Otto Render, vom Betzenberg an die Saar. Bis 1962 trug Ahrens in 121 Punktespielen das Trikot der Saarbrücker Sportfreunde - und nicht ohne Stolz erzählt er heute noch gerne, dass in dieser Zeitspanne der FCK drei Mal bei seinen Gastspielen die Punkte in Saarbrücken lassen musste....

 

Ahrens hatte seinen Wohnsitz in Kaiserslautern beibehalten und inzwischen seine charmante Frau Astrid geheiratet. Zwei Söhne wurden geboren und längst hatte sich Gerhard Ahrens beruflich selbstständig gemacht. Zunächst betrieb er einen Getränkehandel, ehe er einen der ersten Supermärkte in Kaiserslautern eröffnete und schließlich Fertighäuser vermittelte.

 

1962 folgte Ahrens dem Ruf Otto Renders, der ein Jahr zuvor zum SV Alsenborn gewechselt war, wo Fritz Walter und Hannes Ruth den A-Klassenverein zu einem südwestdeutschen Spitzenverein formten, der nach mehreren Aufstiegen sogar an die Tür der Bundesliga klopfte.

 

Gerhard Ahrens verstärkte mit seiner Routine die Abwehr der Alsenborner und war 1965 am Aufstieg des SVA in die Oberliga Südwest und somit am "Wunder von Alsenborn" beteiligt. Nach dem Unfalltod von Trainer Otto Render plädierten Mitglieder der SVA-Mannschaft - darunter Lorenz Horr - für Gerhard Ahrens als Trainingsleiter. Die Vereinsführung der Alsenborner - inzwischen mit Fritz Walter zerstritten - wollte sich dem Votum der Mannschaft nicht anschließen und bestimmte einen anderen Trainer. Ahrens schloss sich 1966 der TSG Kaiserslautern an und führte als Trainer deren erste Mannschaft in die Landesliga. Bis 1974 wirkte er in der AH-Mannschaft der Buchenlocher mit.

 

Gerhard Ahrens Interesse galt jedoch weiterhin dem 1. FCK und mit kritischer Distanz registrierte er die Erfolge - aber auch die Fehlentwicklung in Fritz Walters Verein nach der Meisterschaft von 1998. Als nach Fritz Walters Tod der Wunsch nach einer Erinnerungsstätte an diesen großen Fußballer und Menschen stärker wurde und schließlich die Initiative Leidenschaft als Förderverein für ein FCK-Museum ins Leben gerufen wurde, unterstützte Gerhard Ahrens diese Gruppe als ehrenamtlicher Helfer und bereicherte mit seinen lebhaft und humorvoll geschilderten Erinnerungen und Anekdoten, in deren Mittelpunkt immer wieder die überragende Persönlichkeit Fritz Walters stand, viele Führungen und Veranstaltungen in der Museumsebene des FCK.

 

Am 17. Oktober 2022 wird Gerhard Ahrens 90 Jahre alt. Die FCK-Familie und die Museumsinitiative danken ihm für seine Leistungen als Spieler und als treuen und zuverlässigen Helfer und wertvollen Zeitzeugen im Museum und wünschen ihm und seiner Familie Gesundheit und alles erdenklich Gute.

 

hw

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