Foto: Sammlung Thomas Butz
Foto: Sammlung Thomas Butz

Der bulgarische Offensiv-Hüne im Dienst des FCK

Marian Hristov feiert am 29. Juli 2023 seinen 50. Geburtstag

29.07.2023

 

Als sich am 13. Mai dieses Jahres ein Großteil der Meistermannschaft von 1998 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Sensations-Titels auf dem Betzenberg traf und zu einem kleinen Umtrunk im FCK-Museum einfand, war auch Marian Hristov dabei. Der hünenhafte Bulgare, der von 1997 bis 2004 das Trikot der Roten Teufel getragen hatte, war beim Einmarsch der einstigen Helden schnell auszumachen. Mit seinen über 1,90 Meter Größe und seiner noch immer athletischen Figur überragt er auch heute noch die meisten Menschen, die um ihn herum stehen oder gehen. So augenfällig seine äußere Erscheinung noch immer ist, so unscheinbar lässt ihn auch heute noch sein zurückhaltendes und bescheidenes Wesen erscheinen. Zumindest abseits des grünen Rasens. Die frühere Spielweise des einstigen Offensiv-Allrounders hingegen war da mitunter deutlich präsenter, kerniger und robuster. Am 29. Juli 2023 feiert Marian Hristov seinen 50. Geburtstag.

 

Das Kicken erlernte Marian Hristov als junger Bub bei Levski Sofia, wo er seine fußballerischen Jugendjahre verbrachte. 1993 zog es ihn dann in seinen Geburtsort Botevgard, wo er sich dem dortigen Verein Balkan Botevgrad, einem Aushängeschild des bulgarischen Fußballs in den 1980er Jahren, anschloss. Auf seinem weiteren Karriereweg wechselte er dann nach nur einem Jahr wieder zurück in die Hauptstadt zu Slavia Sofia und nach einem weiteren Jahr zu Levski Sofia. Längst hatten ihn zu diesem Zeitpunkt auch andere Vereine außerhalb Bulgariens auf dem Zettel, so auch der 1. FC Kaiserslautern. Im Sommer 1997 wechselte er dann für eine Ablösesumme von knapp unter 1 Million DM in die Pfalz an den Lauterer Betzenberg. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass Marian Hristov zu einem der Leistungsträger einer mehr als legendären Mannschaft avancieren würde. Obwohl er sich gleich beim Saisonauftakt in der Partie beim FC Bayern München in der 59. Minute eine schwere Verletzung zuzog und in der Vorrunde erst ab dem 13. Spieltag beim 2:2 bei Borussia Dortmund wieder auf dem Rasen stand. Immerhin fünf Tore erzielte er in der verbleibenden Saison, an deren Ende eines der größten Märchen im deutschen Profifußball wahr wurde. Der FCK wurde als Aufsteiger Deutscher Meister!

Foto: 1. FC Kaiserslautern
Foto: 1. FC Kaiserslautern

Bis zum Sommer 2004 blieb Marian Hristov ein Roter Teufel, ehe er sich für etwa eine Million Euro Ablöse dem VfL Wolfsburg anschloss. Er war damit der letzte verbliebene Spieler jener legendären Mannschaft, die 1998 als Aufsteiger Deutscher Meister wurde. Insgesamt 182 Pflichtspiele absolvierte er im Trikot des 1. FC Kaiserslautern, davon 146 Spiele in der Bundesliga, wo er auch 26 Tore für den FCK erzielte. Vier weitere Buden kamen in anderen Wettbewerben hinzu. In der Meistersaison 1997/98 dürfte wie für alle anderen Mannschaftskameraden so ziemlich jede Partie ein Karrierehighlight gewesen sein. Ein weiteres Highlight für Marian Hristov war indessen sicher das Pokalfinale der Saison 2002/03. Allerdings für ihn mit gleich zweifach bitterem Nachgeschmack. Der FCK unterlag dem Favoriten FC Bayern München am 31. Mai 2003 im Berliner Olympiastadion mit 1:3 und Marian Hristov quittierte kurz vor Spielende wegen groben Foulspiels die Rote Karte.

 

Ein Feldverweis, der übrigens auch nach seinem Weggang vom Lauterer Betzenberg noch Folgen haben sollte. Das DFB-Sportgericht hatte ihn für drei Pokalpartien gesperrt. Da der FCK in der Folgesaison bereits in der ersten Pokalrunde gescheitert war, bestand zu Beginn der Saison 2004/05 noch eine Sperre für zwei Spiele. Dies war jedoch seinem neuen Club VfL Wolfsburg nicht bewusst, der ihn in der ersten Pokalrunde gegen die Amateure des 1. FC Köln einsetzte. Das Spiel, das Wolfsburg zwar sportlich mit 3:0 gewonnen hatte, wurde nach einem Kölner Einspruch anschließend mit 2:0 für die Amateure aus der Domstadt gewertet.

 

Beim VfL Wolfsburg konnte Marian Hristov nach einer längeren Ausfallzeit durch eine Verletzung, die er sich Ende 2004 zugezogen hatte, erst gegen Ende der Saison 2005/06 wieder erfolgreich als Spieler eingesetzt werden. Die Saison 2006/07 fiel er fast komplett durch eine Verletzung aus, wodurch sein Vertrag beim VfL Wolfsburg 2007 nicht verlängert wurde.

Foto: Sammlung Thomas Butz
Foto: Sammlung Thomas Butz

Bereits 1995 gab er übrigens sein Debüt in der bulgarischen Nationalmannschaft, als er am 20. Juli als er beim Freundschaftsspiel gegen Usbekistan in der Halbzeit eingewechselt wurde. Marian Hristov kam während seiner aktiven Spielerkarriere auf insgesamt  47 Einsätze im Nationaltrikot. Er nahm mit dem bulgarischen Nationalteam unter anderem 1998 auch bei der WM in Frankreich teil, wo er gegen Nigeria und Spanien zu zwei Einsätzen kam. Ähnlich bei der Europameisterschaft 2004, wo er auf drei Einsätze kam. Letztmals für die Nationalmannschaft Bulgariens lief Marian Hristov am 6. Februar 2007 auf, als man die Nationalmannschaft Lettland mit 2:0 besiegt hatte. Seine Karriere ließ er übrigens im Jahr 2010 bei seinem früheren Verein Balkan Botevgrad ausklingen, wohin er nach seinem Weggang von Wolfsburg und einem Jahr ohne Vertrag im Jahr 2008 gewechselt war. Dort war er von 2008 an auch als Spielertrainer des Balkan Botewgrad in der dritten bulgarischen Liga W Grupa Südwest tätig. Der Beginn einer Trainerkarriere, die nach bislang 5 Stationen im vergangenen Jahr bei Septemvri Sofia ein vorläufiges Ende fand.

 

Insgesamt 211 Pflichtspieleinsätze zieren heute seine Spieler-Vita. Dazu ein Meistertitel, der wohl bis in alle Ewigkeit einen Nimbus der Einzigartigkeit tragen wird. Die gesamte Fangemeinde des 1. FC Kaiserslautern und auch das Museums-Team gratulieren Marian Hristov zu seinem 50. Geburtstag von Herzen. Wir freuen uns schon heute auf seinen nächsten Besuch auf Deutschlands höchstem Fußballberg und eine ähnlich entspannte Visite im Museum des FCK.

 

mg

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