Der große „kleine“ Bruder im FCK-Trikot
Zum 65. Geburtstag von Ex-FCK-Spieler und Trainer Wolfgang Funkel
10.08.2023
Noch heute weckt der Name Funkel bei vielen FCK-Fans viele schwärmerische und tolle Erinnerungen an die Zeiten, als zunächst Friedhelm Funkel und später sein jüngerer Bruder Wolfgang Funkel das Trikot der Roten Teufel trugen. Dabei war der „kleine“ Bruder Wolfgang, der mit seinen 1,92 Metern Körpergröße seinen knapp fünf Jahre älteren Bruder Friedhelm sichtbar überragt, nicht nur als Spieler am Betzenberg aktiv. Zwischen 2005 und 2008 saß Wolfgang Funkel auch als Co-Trainer und kurzzeitig sogar als Interimstrainer auf der Bank des Lauterer Traditionsvereins. Am heutigen 10. August feiert Wolfgang Funkel seinen 65. Geburtstag.
Genau wie sein älterer Bruder Friedhelm erblickte auch Wolfgang Funkel im niederrheinischen Neuss das Licht der Welt. Beide Funkel-Buben erlernten das Fußballspielen bei ihrem Heimatverein VfR Neuss, wenn auch aufgrund des Altersunterschiedes zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Wolfgang Funkel wechselte im Sommer 1982 zum SV Viktoria Goch. Zu jenem Zeitpunkt hatte sich Bruder Friedhelm Funkel beim 1. FC Kaiserslautern bereits zwei Jahre lang in die Herzen der Fans gespielt. Von der Oberliga Nordrhein mit Viktoria Goch wechselte er im Sommer 1983 als 25-jähriger zum Zweitliga-Aufsteiger Rot-Weiß Oberhausen und damit in den Profi-Fußball. Nach wiederum nur einem Jahr in Oberhausen kam dann der Wechsel in die Bundesliga zu Bayer 05 Uerdingen, wohin Bruder Friedhelm übrigens bereits im Vorjahr nach drei Jahren am Lauterer Betzenberg zurückgekehrt war. Mit dem Wechsel zur Bayer-Werkself vom Niederrhein begann für den „Langen“ eine erfolgreiche Zeit. Gleich in seiner ersten Saison wurde Bayer 05 Uerdingen DFB-Pokalsieger, bezwang im Finale den Favoriten Bayern München mit 2:1!
In der Folgesaison sorgten die Uerdinger gemeinsam mit den Funkel-Brüdern im Europapokal der Pokalsieger für reichlich Furore. Im Viertelfinale traf die Werkself auf die SG Dynamo Dresden. Vor dem Hintergrund der damaligen politischen Situation in Europa, ein deutsch-deutsches Prestigeduell der besonderen Art. Es war die Hoch-Zeit inmitten des Kalten Krieges und das Verhältnis der beiden deutschen Staaten in jenen Jahren war nicht das allerbeste. Das Hinspiel im sächsischen Elbflorenz entschieden die DDR-Kicker mit 2:0 für sich. Das Rückspiel in Uerdingen, bei dem Wolfgang Funkel nach eigener Einschätzung und nach Meinung vieler Experten das Spiel seines Lebens machte, sollte als Jahrhundertspiel und als das „Wunder von der Grotenburg“ in die Fußballgeschichte eingehen.
Die Kicker vom Niederrhein lagen zur Pause bereits mit 1:3 zurück. Wolfgang Funkel hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1 erzielt. In der 39. Minute hatte Dresdens Stammtorhüter einen Schulterbruch erlitten. Für ihn kam der bis dahin noch sehr unerfahrene Jens Ramme. Nach dem Wechsel leitete Wolfgang Funkel mit dem Anschlusstreffer per Elfmeter eine unvergleichliche Uerdinger Aufholjagd ein. Nach drei weiteren Uerdinger Treffern brachte Wolfgang Funkel mit seinem dritten Tor in der 79. Minute per Handelfmeter die Uerdinger erstmals in der Addition beider Spiele in Führung. Am Ende gelang der Werkself mit dem 7:3 sogar noch ein weiteres Tor und erreichten somit das Halbfinale. Dort unterlagen die Uerdinger dann allerdings gegen den späteren Finalisten Atletico Madrid. In der Bundesliga landete Uerdingen am Ende der Saison auf dem 3. Tabellenplatz. In den folgenden Spielzeiten belegte Bayer 05 Uerdingen Jahr für Jahr schlechtere Platzierungen und stieg am Ende der Spielzeit 1990/91 als Tabellensiebzehnter in die zweite Bundesliga ab.
Wolfgang Funkel schloss sich dann im Sommer 1991 dem frischgebackenen Deutschen Fußballmeister an, was bedeutete, er wechselte zum 1. FC Kaiserslautern. Auf dem Lauterer Betzenberg bestach der hochgewachsene Defensivspezialist auf dem Platz durch seine unaufgeregte Spielweise, seine körperliche Robustheit und sein starkes Kopfballspiel sowie abseits des Platzes durch eine angenehm ruhige, geerdete menschliche Art. Gleich zu Beginn seiner ersten Spielzeit am Betzenberg gewann Wolfgang Funkel mit dem FCK den Supercup. Die Lauterer bezwangen Anfang August 1991 im Niedersachsenstadion in Hannover den SV Werder Bremen mit 3:1! Ein unvergessener Tag jener Saison ist natürlich auch das Duell mit dem FC Barcelona in der zweiten Runde des Europapokals der Landesmeister. Die Hinspielbegegnung in Barcelona hatten die Katalanen mit 2:0 für sich entschieden. Beim Rückspiel am 6. November 1991 in Kaiserslautern hatten zweimal Demir Hotic und einmal Bjarne Goldbaek den FCK auf dem brodelnden Betzenberg bereits mit 3:0 in Führung geschossen, ehe José Bakero die Spanier in der Schlussminute mit einer Bogenlampe über FCK-Keeper Gerry Ehrmann hinweg zum 1:3 doch noch in die nächste Runde schoss. Für viele FCK-Fans bis heute einer der bittersten sportlichen Momente der Vereinsgeschichte. In der Tabelle rangierte der FCK am Ende der Spielzeit auf Platz fünf.
Bis heute deutlich angefressener gibt sich Wolfgang Funkel in seinen Erinnerungen an die Saison 1993/94. Nach einem passablen 8. Tabellenplatz am Ende der Saison 1992/93 mischte der FCK auf der Zielgeraden der darauffolgenden Spielzeit die Bundeliga kräftig auf. Am 28. Spieltag lag der FCK noch auf Tabellenplatz vier mit sechs Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayern München. Die Roten Teufel gewannen alle sechs verbleibenden Spiele, darunter auch das Heimspiel gegen den FC Bayern München (4:0) am 31. Spieltag. Kurios dann am 32. Spieltag das sogenannte Phantom-Tor von Thomas Helmer im Heimspiel gegen Nürnberg. Die Partie wurde annulliert, die Bayern entschieden das Wiederholungsspiel klar für sich und kamen am Ende mit einem Punkt Vorsprung vor dem FCK ins Ziel. „Hätte das Tor beim Spielstand von 0:0 nicht gezählt und wäre das Spiel dann nicht wiederholt worden, wären wir mit Kaiserslautern in diesem Jahr Deutscher Meister geworden“, gab Wolfgang Funkel noch vor Jahren zerknirscht einer Neusser Lokalzeitung zu Protokoll.
In der Saison 1994/95 zog sich Wolfgang Funkel dann bedauerlicherweise einen Kreuzbandriss zu. Von der schwerwiegenden Verletzung sollte er sich nicht wieder erholen. Daher beendete er im Sommer 1995 beim FCK seine aktive Karriere als Fußballer. In 121 Pflichtspielen trug Wolfgang Funkel das Trikot der Roten Teufel, davon 95 in der Bundesliga, wo er auch 10 Tore erzielen konnte. Obwohl er erst spät Fußballprofi wurde, zieren heute sagenhafte 420 Pflichtspiele seine Vita als Fußballer, davon 305 in der Fußball Bundesliga. Wie Bruder Friedhelm lief auch er in der Bundesliga lediglich für zwei Vereine auf, nämlich für Bayer 05 Uerdingen und für den 1. FC Kaiserslautern. Neben den Auftritten in Europapokal-Wettbewerben stehen auch 14 Partien zu Buche, in denen er den Adler auf der Brust trug. Sieben Einsätze in der U21, zwei Spiele in der A-Nationalmannschaft und fünf Spiele in der Olympia-Auswahl, mit der er 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul die Bronze-Medaille für Deutschland holte.
Im Jahr 1997 erwarb Wolfgang Funkel an der Sporthochschule in Köln die Trainerlizenz. Noch in der gleichen Saison begann er beim VfR Neuss in der Landesliga seine Trainerkarriere. Anschließend war er Assistenztrainer bei Rot-Weiß Oberhausen. Von 2001 bis 2005 war er beim damaligen Bundesligisten Hansa Rostock als Assistenztrainer seines Bruders Friedhelm Funkel und von Juri Schlünz unter Vertrag. Auch am Betzenberg hat er Trainerspuren hinterlassen. Von November 2005 bis April 2007 war er beim FCK Co-Trainer von Wolfgang Wolf. Nach dessen Entlassung war er übergangsweise Cheftrainer beim 1. FC Kaiserslautern, ehe er nach der Verpflichtung von Kjetil Rekdal zur Saison 2007/08 wieder ins zweite Glied rückte. Nachdem der Norweger im Februar 2008 freigestellt wurde, musste auch Wolfgang Funkel seinen Co-Trainer-Posten räumen.
Wolfgang Funkel lebt heute in Glehn, zwischen Mönchengladbach und Düsseldorf. Fußball spiele in seinem Leben mittlerweile nur noch eine Nebenrolle. Familie und Freunde bildeten nun den Lebensmittelpunkt, zeigt sich der ehemalige Profi zufrieden mit dem, was er erreicht hat und mit dem, was er heute habe, wobei Gesundheit das wichtigste Gut sei. In diesem Sinne wünscht ihm die ganze FCK-Fangemeinde und das Museums-Team alles Gute zum 65. Geburtstag, Gesundheit und noch viele, viele Jahre im Kreise der Liebsten.
mg