Foto: 1. FC Kaiserslautern
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Den FCK bis heute im Herzen

Sepp Stabel feiert seinen 75. Geburtstag

21.09.2023

 

Als der FCK am 22. Mai 2022 beim Relegationsrückspiel in Dresden den Aufstieg in die zweite Bundesliga perfekt gemacht hatte, tanzte Sepp Stabel beim Public Viewing auf der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions wie ein kleiner Junge zwischen den Sitzreihen im Unterrang umher und umarmte und herzte jede und jeden, die sich in Reichweite befanden. In jenem Moment hätte man am Strahlen seiner Augen auch ohne Worte ablesen können, welch eine Herzensangelegenheit der 1. FC Kaiserslautern für den bodenständigen ehemaligen Keeper und späteren Trainer des pfälzischen Traditionsvereins bis heute ist. Die Rollen, die er am Betzenberg gespielt hat, waren nie einfach. Nicht die zwischen den Pfosten und nicht die auf der Trainerbank. Dennoch hat der gebürtige Pirmasenser die an ihn gestellten Herausforderungen stets angenommen und sich durchgebissen. Heute feiert Sepp Stabel seinen 75. Geburtstag.

 

Geboren wurde der ehemalige Pofisportler mit dem markanten Schnauzbart in Pirmasens. In der Horebstadt begann er auch mit dem Fußballspielen. Als kleiner Bub zunächst bei der SG Pirmasens. Um seiner Wunschposition zwischen den Pfosten nachgehen zu können, wechselte er dann mit 16 Jahren zum VfB Post Pirmasens. Bei einem Auswahl-Endspiel der Kreise Pirmasens versus Kaiserslautern in Zweibrücken im Jahr 1967, wurde der damalige FCK-Trainer Guyla Lorant auf ihn aufmerksam. Sepp Stabel hielt in der Partie einen Elfmeter und damit den knappen 1:0-Sieg für den Pirmasenser Kreis fest. In dessen Auswahl standen übrigens mit Seppl Pirrung vom FC Münchweiler und Hannes Riedl vom FK Pirmasens zwei weitere Akteure, die sich später beim FCK in die Geschichtsbücher und die Herzen der Fans spielen sollten.

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Im Sommer 1967 ging es also an den Lauterer Betzenberg, wo er ab Anfang Oktober des gleichen Jahres in den Bundesliga-Kader der Roten Teufel aufrückte. Nach eigenem Bekunden betrug sein Grundgehalt in jener Zeit 600,- DM zuzüglich Prämien. Zunächst war Sepp Stabel als Ersatz für den damals als Nummer eins gesetzten Wolfgang Schnarr vorgesehen. Sein Debüt im Tor absolvierte er am 18. Mai 1968 beim Auswärtsspiel in Dortmund, wo sich der FCK am Ende mit 0:4 geschlagen geben musste. Bitter für den Debütanten im Kasten der Lauterer, zumal sich ein Dortmunder Akteur im Strafraum des FCK, quasi vor Sepp Stabels Augen schwer verletzte. Gewiss keine schöne Erfahrung. Dennoch blieb Sepp Stabel ehrgeizig, stets das Ziel vor Augen, die Nummer eins im Kasten am Betzenberg zu werden. Auf Wolfgang Schnarr folgten 1970 auf der Position jedoch Bratislav Dordevic und kurz darauf Josef Elting. Sepp Stabel blieb zunächst die „Nummer zwei“. 1972 schließlich gelang es ihm die Torwartverpflichtung von Schalke zu verdrängen und so in der Saison 1972/73 und zum Teil auch 1973/74 Stammtorwart zu werden. Danach verpflichtete der FCK mit dem Schweden Ronnie Hellström einen Weltklassetorhüter und Sepp Stabel musste erneut die Rolle des Ersatztorwarts einnehmen. Obwohl er sich mit Wechselgedanken beschäftigte, blieb Sepp Stabel am Betzenberg und er hat es bis heute nicht bereut. Seine Rolle als Ersatztorhüter löste er mit Bravour. Immer wenn er gebraucht wurde, war er zu hundert Prozent da. Mit Ronnie Hellström entstand eine Freundschaft, die bis zu dessen Tod im Frühjahr 2022 von tiefer Verbundenheit und hohem Vertrauen geprägt war.

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Seine aktive Karriere musste Sepp Stabel aufgrund einer Schulterverletzung im Sommer 1980 beenden. Mit Bundesliga, UEFA-Cup, DFB-Pokal und Ligapokal bestritt er übrigens 107 Pflichtspiele für die Roten Teufel, 74 davon in der Beletage des deutschen Fußballs. In immerhin 26 Partien konnte er die Null halten und erzielte sogar ein Tor. Am 12. Dezember 1979 markierte er bei der UEFA-Cup-Begegnung gegen Diósgyőri VTK per Elfmeter den 6:1 Endstand.

 

Bereits im März 1980 hatte Sepp Stabel das Fußball-Lehrer-Diplom an der Deutschen Sporthochschule Köln erworben. In dieser Rolle blieb er dem 1. FC Kaiserslautern auch nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn erhalten. Nun eben an der Außenlinie im Trainerstab. In der Spielzeit 1980/81 und zu Beginn der Saison 1981/82 war er Assistenztrainer der Bundesligamannschaft und trainierte die Amateure. Nach Trainerstationen bei Wormatia Worms und beim TuS Hohenecken, kehrte er am 1. Juli 1987 zum FCK zurück und wurde Trainer der Amateurmannschaft. Am 12. November 1987 löste er Hans Bongartz als Cheftrainer des Profiteams ab. Der FCK befand sich zu diesem Zeitpunkt im Abstiegskampf und schaffte letztendlich den Klassenerhalt. Obwohl der FCK in der darauffolgenden Saison (1988/89) mit einem neunten Tabellenplatz im gesicherten Mittelfeld landete, wurde Sepp Stabels Vertrag zum Ende der Spielzeit nicht verlängert. Schon während der laufenden Saison beschloss das Präsidium die Verpflichtung eines neuen Trainers.

 

Sepp Stabel unterschrieb für die darauffolgende Saison einen Vertrag beim Bundesliga-Aufsteiger FC 08 Homburg, war 1991/92 Coach beim Südwest-Oberligisten FK Pirmasens und übernahm 1992/93 wieder das Training beim TuS Hohenecken. Mitte der 1990er Jahre hat er sich völlig aus dem Fußballgeschehen zurückgezogen und wechselte in die freie Wirtschaft, wo er noch etliche Jahre als Verkaufsdirektor in der Elektrobranche arbeitete. Trotz so mancher Enttäuschung während seiner Zeit als Fußballer und Trainer und trotz eines schweren Schicksalsschlages im Jahr 2009, als seine Tochter Sarah mit 32 Jahren viel zu früh verstarb, hat Sepp Stabel seinen Lebensmut und seine Lebensfreude nie verloren. Es ist stets ein Erlebnis, wenn man seinen Erzählungen lauschen darf und er sich an die vielen schönen Dinge der früheren Zeiten erinnert. An Anekdoten, die es heute so, kaum oder nicht mehr geben wird.

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So zum Beispiel als er und Ronnie Hellström sich unter Trainer Erich Ribbeck bei einem Waldlauf nach etwa zwei Drittel der Strecke völlig ausgepumpt irgendwo ins Gebüsch gehauen hatten. Zufällig in der Nähe arbeitende Waldarbeiter wurden überredet sie mit ihrem Fuhrwerk ans Stadion zu fahren. Der Lohn dafür, Eintrittskarten für das nächste FCK-Spiel am Betzenberg. Im Stadion habe man sich dann auf der Toilette versteckt, bis die Mannschaftskollegen eingetroffen waren. Ronnie Hellström und er hätten sich ein wenig Wasser ins Gesicht gespritzt und so getan, als ob sie aus dem letzten Loch pfeifen würden. Sepp Stabel amüsiert sich bis heute süffisant über den Lausbubenstreich, von dem er behauptet, Erich Ribbeck habe das alles nie rausgekriegt. Oder die Geschichte, die sich bei einer Südamerika-Reise mit den Roten Teufeln zutrug, bei der ein Disko-Abend in Medellín mit einem eifersüchtigen Ehemann endete. Dieser war offenbar nicht ganz damit einverstanden, dass Sepp Stabel dessen Frau zum Tanz aufgefordert hatte. Mit gezogener Waffe machte er dem Fußballprofi aus der Pfalz jedenfalls deutlich, dass er und nur er mit seiner Frau tanzen dürfe und sonst niemand. Zusammen mit seinem schwedischen Torhüterkollegen machte er sich dann auch schleunigst aus dem Staub, wobei Sepp Stabel amüsiert nachschiebt, er sei bislang noch nie so schnell gelaufen.

Sepp Stabel taucht selbst gern in die Historie des 1. FC Kaiserslautern ein und nutzt viele sich bietende Gelegenheiten zu einem Besuch. Er ist oft und gerne im FCK-Museum. Eine Einrichtung, die ihm ebenso am Herzen liegt, wie der Verein selbst. So gratulieren das FCK-Museumsteam und die gesamte FCK-Familie zum heutigen 75. Geburtstag und wünschen Dir, lieber Sepp, noch viele Jahre Gesundheit und Glück im Kreise Deiner Familie und viele freudige Erlebnisse mit Deinem FCK im Kreise Deiner großen Sportfamilie! Wir freuen uns schon auf Deinen nächsten Besuch.

 

mg

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