Foto: Initiative Leidenschaft
Foto: Initiative Leidenschaft

Trauer um Gerhard Ahrens

Oberligaspieler, Zeitzeuge, Museumshelfer

21.02.2024

 

Kurz nach der Schließung des FCK-Museums am vergangenen Sonntag, den 18. Februar 2024, erreichte uns die traurige Nachricht vom Tod des ehemaligen Oberligaspielers und langjährigen Unterstützers des FCK-Museums, Gerhard Ahrens. Am Tag zuvor war er nach längerer Krankheit im Alter von 91 Jahren verstorben. An dieser Stelle sei an den bemerkenswerten Lebensweg von Ahrens erinnert.

 

Am 28. September 1954 ging für Gerhard Ahrens ein Wunschtraum in Erfüllung. Beim Freundschaftsspiel des 1. FC Kaiserslautern in Lüttich kam Ahrens erstmals zu einem Einsatz in der ersten Mannschaft des FCK, der „Walter-Mannschaft“. Zur Halbzeit wurde er für keinen Geringeren als Weltmeister Fritz Walter eingewechselt.

 

Gerhard Ahrens wurde am 17. Oktober 1932 im niedersächsischen Oberg geboren, einer zwischen Hannover und Braunschweig gelegenen Ortschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er im Fußballverein „Fortuna“ seines Heimatortes Fußball zu spielen und gelangte bereits im Alter von 17 Jahren als Halbstürmer in die Aktivenmannschaft. Er besuchte die Handelsschule und absolvierte eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann.

 

In den frühen Fünfzigerjahren übten der 1. FC Kaiserslautern und insbesondere Fritz Walter eine unwiderstehliche Faszination auf den jungen Fußballer aus. Mit diesem begnadeten Fußballspieler in einer Mannschaft spielen zu können, wurde zum Wunschtraum von Gerhard Ahrens. In einem Brief offenbarte er 1953 seinem Idol Fritz Walter seinen großen Wunsch – und zu seiner Freude erhielt er eine Einladung zu einem Probetraining auf dem Betzenberg.

 

In der Woche nach Pfingsten 1953 gelangte Gerhard Ahrens nach Kaiserslautern und hinterließ während der Trainingseinheit bei Trainer Richard Schneider einen positiven Eindruck. Zunächst wurde er der zweiten Mannschaft zugeteilt, in der er sich zur Freude des damaligen Amateurtrainers Ningelgen als torgefährlicher Stürmer profilierte. In der Kaiserslauterer Mozartstraße fand er eine Unterkunft, bei den US-Streitkräften eine Arbeitsstelle.

 

Nach zwei Jahren als Stammspieler der Zweiten Mannschaft erfolgte am 17. April 1955 das Punktspieldebut von Gerhard Ahrens in der Walter-Mannschaft bei der Begegnung des 1. FC Kaiserslautern mit dem VfR Frankenthal, in der er ein Tor zum 4:2-Erfolg der Lauterer beisteuerte. Der FCK besaß in jener Zeit mit Scheffler, Fritz und Ottmar Walter, Wenzel und Wanger hervorragende Stürmer und so wurde Ahrens zum schlagkräftigen Abwehrspieler umgeschult. 1955/56 lief er in 17 Punkt- und Endrundenspielen für den FCK auf; sein großer Wunsch, mit Fritz Walter in einer Mannschaft spielen zu können, hatte sich erfüllt. Bis zum Jahr 1958 brachte er es auf 43 Pflichtspieleinsätze für Kaiserslautern, hinzu kamen noch zahlreiche Freundschaftsspiele.

 

Besondere Erlebnisse waren für Gerhard Ahrens 1956 der Auftritt seines FCK im Leipziger Zentralstadion mit dem 5:3-Erfolg (und Fritz Walters sensationellem Absatztor) gegen den DDR-Meister Wismut Aue vor rund 115.000 Zuschauern sowie der erlebnisreiche Flug in die USA mit Spielen der Walter-Mannschaft in New York, St. Louis, Detroit, Philadelphia und Chicago im Jahre 1957. Die Begeisterung und Gastfreundschaft in diesen nordamerikanischen Metropolen haben bei Ahrens einen tiefen Eindruck hinterlassen.

 

1958 – in der Zeit des großen Umbruchs beim 1. FC Kaiserslautern – erfolgte der Transfer zu den Sportfreunden Saarbrücken. Ahrens wurde auf Anhieb als Verteidiger und schließlich als Mittelläufer Stammspieler und brachte es auch auf mehrere Einsätze in der von Trainer Jupp Derwall betreuten Saarauswahl. Mit ihm wechselte auch sein Freund, Meisterspieler Otto Render, vom Betzenberg an die Saar. Bis 1962 trug Gerhard Ahrens in 121 Punktspielen das Trikot der Saarbrücker Sportfreunde und nicht ohne Stolz erzählte er später noch gerne, dass in dieser Zeitspanne der FCK drei Mal bei seinen Gastspielen die Punkte in Saarbrücken lassen musste.

 

Ahrens hatte seinen Wohnsitz in Kaiserslautern beibehalten und inzwischen seine charmante Frau Astrid geheiratet. Zwei Söhne wurden geboren und längst hatte er sich beruflich selbstständig gemacht. Zunächst betrieb er einen Getränkehandel, ehe er einen der ersten Supermärkte in Kaiserslautern eröffnete und schließlich Fertighäuser vermittelte.

 

1962 folgte Ahrens dem Ruf Otto Renders, der ein Jahr zuvor zum SV Alsenborn gewechselt war, wo Fritz Walter und Hannes Ruth den A-Klassen-Verein zu einem südwestdeutschen Spitzenverein formten, der nach mehreren Aufstiegen sogar an die Tür der Bundesliga klopfte.

 

Gerhard Ahrens verstärkte mit seiner Routine die Abwehr der Alsenborner und war 1965 am Aufstieg des SVA in die Oberliga Südwest und somit am „Wunder von Alsenborn“ beteiligt. Nach dem Unfalltod von Otto Render war Ahrens als Trainer des SVA im Gespräch, der Vereinsvorstand – inzwischen mit Fritz Walter zerstritten – entschied sich für einen anderen Trainer und Gerhard Ahrens wechselte deshalb 1966 zur TSG Kaiserslautern und führte als Trainer deren erste Mannschaft in die Landesliga. Bis 1974 wirkte er in der AH-Mannschaft der Buchenlocher mit.

 

Gerhard Ahrens Interesse galt jedoch weiterhin dem 1. FC Kaiserslautern. Als nach Fritz Walters Tod der Wunsch nach einer Erinnerungsstätte an diesen großen Fußballer und Menschen stärker wurde und schließlich die Initiative Leidenschaft als Förderverein für ein FCK – Museum ins Leben gerufen wurde, unterstützte Ahrens diese Gruppe als ehrenamtlicher Helfer und bereicherte mit zahlreichen Fotos aus seinem privaten Fundus und mit seinen lebhaft und humorvoll geschilderten Erinnerungen und Anekdoten, in deren Mittelpunkt sehr oft die überragende Persönlichkeit Fritz Walters stand, viele Führungen und Veranstaltungen in der Museumsebene des 1. FC Kaiserslautern.

 

Der Gedanke, in Zukunft auf die Anwesenheit und Mithilfe dieses wertvollen Zeitzeugen und stets freundlichen und hilfsbereiten Mitmenschen verzichten zu müssen, schmerzt alle Museumshelfer und FCK-Anhänger. Voller Dankbarkeit blicken wir auf die Jahre zurück, in denen uns Gerhard Ahrens in seiner herzlichen Art an seinem so abwechslungsreichen Leben hat teilhaben lassen. Einem Leben für den Fußball, das am 17. Februar 2024 seine Vollendung gefunden hat.

 

hw

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